Rezension zu Akira Kurosawa
RAY – Psychoanalyse und Filmtheorie 4/2018
Rezension von Walter Gasperi
Der 14. Band der im Psychosozial-Verlag erscheinenden Reihe »Im
Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie« widmet sich Akira Kurosawa
(1910-1998). Marcus Stiglegger, der 2014 eine Monografie über den
japanischen Meisterregisseur publiziert hat, arbeitet in einem
einleitenden Überblickskapitel wiederkehrende Motive und Stilmittel
ebenso wie den Einfluss Kurosawas auf das Weltkino heraus. In
Einzelanalysen werden nicht alle 31, sondern elf ausgewählte Filme
genauer untersucht. Sabine Wollnik zeigt in ihrem Essay über den
Krimi »Engel der Verlorenen« ebenso wie Ralf Zwiebel anhand von
»Rashomon« auf, wie Kurosawa in diesen Filmen nach der Katastrophe
des Zweiten Weltkriegs Hoffnung machte und einen neuen Weg zeigte,
indem er in Abwendung von der traditionellen japanischen
Vorstellung des Aufgehens des Einzelnen in der Gesellschaft die
Bedeutung des Individuums betonte. Dirk Blothner widmet sich
ausführlich dem komplexen Aufbau des scheinbar uneinheitlichen
Krimis »Zwischen Himmel und Hölle« und legt dar, wie die Grenzen
zwischen Protagonist und Antagonist fließend sind, Peter Bär widmet
sich mittels Filmstills aus »Yojimbo« Kurosawas Arbeit mit dem
Raum. Dietrich Stern blickt am Beispiel der Filmmusik von »Ran«
ebenso auf das Spannungsfeld zwischen westlichem Einfluss und
japanischer Tradition, in dem sich Kurosawa immer bewegte, wie
Dorothee Höfert, die sich anhand der »Krähen«-Episode in »Träume«
mit Kurosawas Verhältnis zu Vincent van Gogh beschäftigt. Ein Band,
der mit profunden Analysen bekannte Filme neu sehen lässt.