Rezension zu Mathilde Freud
PSYCHE, 58. Jahrgang, Heft 5, 2004
Rezension von Renate Müller-Bülow
Lesen Sie hier Ausschnitte aus der Rezension zum Buch »Mathilde
Freud«:
»Die vor kurzem entdeckte und von Günter Gödde herausgegebene
Jugendkorrespondenz der ältesten Tochter Freuds (1901–1910)
vermittelt uns einen interessanten Einblick in die adoleszente und
spätadoleszente Lebensphase eines heranwachsenden Mädchens aus
bildungsbürgerlichem Hause. Sie gibt Zeugnis von einer Adoleszenz,
die dem konventionellen Hineinwachsen in die traditionelle
bürgerliche Frauenrolle des 19. Jahrhunderts entspricht.«
»Das Kernstück des Buches liegt – entsprechend der Quellenlage –
auf dem adoleszenten Lebensabschnitt der Mathilde Freud (S.57–135),
auch wenn der Autor diese Lebensphase in ein Gesamtportrait von der
Kindheit (S.23–54) bis zu den späteren Jahren (S.139-224)
einbettet. So entsteht vor uns ein lebendiges Bild der Gefühle und
Gedanken eines heranwachsenden Mädchens im Kontext des Freudschen
Familienlebens, das zugleich ein prägnantes und herausragendes
Beispiel für die Entstehung des weiblichen Identitätstypus der
›übernommenen Identität‹ ist, so wie ihn Marcia (1980) und
Josselson (1991) aufgrund ihrer Forschungen über Identitätsbildung
in der Adoleszenz konzipiert haben.«
»Auf diesem Hintergrund lässt sich Göddes Briefedition der ältesten
Freudtochter und die tiefgreifende Weichenstellung, die unter dem
Einfluss des Vaters (die Mutter findet kaum Erwähnung) im Leben der
jungen Frau zu einem konventionellen Lebensentwurf führt, mit
Anregung lesen. Dem Herausgeber und Autor gelingt es darüber hinaus
aber auch, mit diesen interessanten Facetten Freudscher
Familiengeschichte die Geschichte der Psychoanalyse zu ergänzen und
farbig anzureichern.«
Die vollständige Besprechung finden Sie im digitalen
Klett-Cotta-Archiv der PSYCHE:
www.volltext.psyche.de