Rezension zu Familie und individuelle Entwicklung
Hebammenforum, 19. Jahrgang. Nr. 2, 2018
Rezension von Cornelia Krapp
Der Autor gehört zu den ersten Psychoanalytikern, die die Bedeutung
der realen Mutter-Kind-Beziehung für die psychische Entwicklung
untersucht haben. Das Buch (in einer unveränderten Neuauflage der
deutschen Ausgabe von 1978) umfasst eine Sammlung von Vorträgen
über den Einfluss elterlicher Konflikte und Störungen auf die
seelische Entwicklung des Kindes. Diese Vorträge wurden meist vor
Sozialarbeitern gehalten. Die englische Originalausgabe »The Family
and Individual Devolopment« erschien bereits 1965.
Donald W. Winnicot (1896-1971) war ein englischer Kinderarzt und
Psychoanalytiker. Bekannt wurde er mit seiner Formulierung der
»good enough mother«, der Mutter, die wohl nicht ideal, aber doch
gut genug ist, um ihrem Kind eine gesunde Entwicklung zu
ermöglichen. Das Baby fühlt sich dadurch nie verlassen. Die Mutter
löst sich mit der Zeit aus dieser engen Verbindung. Das Kind wird
dann lernen, dass die Mutter nicht Teil von ihm ist.
Das Buch besteht aus zwei Teilen: Zunächst beschäftigt sich
Winnicott mit der anfänglichen Beziehung einer Mutter zu ihrem
Baby; Wachstum, Reife, Sicherheit bis zum Jugendalter. Kleine
Fallbeispiele und Beschreibungen in einfachen Worten geben
Einblicke in kindliche Vorstellungen und Verhaltensweisen von
Erwachsenen.
Im zweiten Teil handelt ein Kapitel von Kinderheilkunde und
Kinderpsychiatrie, dazu gehört auch eine Betrachtung verschiedener
Aspekte der psychotherapeutischen Behandlung. Ein Beitrag der
Psychoanalyse zur Geburtshilfe folgt. Dabei legt der Autor großen
Wert auf die Arbeit der Hebamme bei der Betreuung von gesunden und
ungesunden Müttern sowie auf den richtigen Umgang mit der Mutter
und ihrem Kind.
Zum Schluss gibt Winnicott noch einige Gedanken zur Bedeutung des
Wortes Demokratie weiter.
Beim Lesen vergisst man schnell, dass dieses Buch schon älter ist,
erscheint es doch immer noch aktuell und eignet sich nicht nur für
Kinder- und Erwachsenenpsychotherapeuten, sondern für alle, die mit
kleinen und großen Menschen zu tun haben.