Rezension zu Faszinosum Sexualität
www.taz.de vom 14. Januar 2018
Rezension von Jan Feddersen
Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus dem Artikel »Zu Ehren Martin
Danneckers«:
»Faszinosum Sexualität
Was Dannecker zur Debatte in der freudianischen Community
beigetragen hat, ist in diese allerdings kaum, jedenfalls nur
unzulänglich eingesunken: Homosexuelle, so seine These, wie sie
auch in seinem aktuellen Buch ›Faszinosum Sexualität‹ zu lesen ist,
sind nicht mehr oder nicht weniger unglücklich in der Welt als
Heterosexuelle. Was sie unterscheidet, was ihre Differenz zur
heteronormativ gewirkten Welt ausmacht, ist die grundsätzliche
Unerwünschtheit, die Störung als Person in der Familie.
Mit ihnen ist dynastisch nichts zu haben, sie bringen keine
Enkel*innen hervor, sie eignen sich nicht für das Spiel der
gemischtgeschlechtlichen Erbschaften. Schwule (und Lesben, zu ihnen
kennt Dannecker sich weniger aus) verkörpern in ihren Familien das
Andere, das Ungemütlich-Fremde – und deshalb seien sie auch als
›gestört‹ genommen worden, als Störenfriede elterlicher und
großelterlicher Delegationen.
Dabei, schreibt Dannecker, seien jene Menschen, die sich
therapeutisch Rat suchen, nur in schwuler (und lesbischer) Hinsicht
pathologisiert worden: Die Bitte um therapeutischen Lebenssupport
sei missverstanden worden als Bitte um Problematisierung des
Homosexuellen selbst. Heterosexuelle hingegen seien in dieser Weise
fundamental nicht zur Disposition gestellt worden:
Heterosexualität, also die bürgerliche Kernanordnung der
traditionellen (aber nicht notwendigen) Geschlechtsanordnung, sei
selbst nie auf die Couch gekommen – die Redekur der
Heteronormativität, wenn man so will, durfte aus eigener
Betroffenheit kaum oder wenn nur stotternd beginnen, ehe sie wieder
zum Versanden gebracht wurde.«
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