Rezension zu Destruktive Gruppenprozesse
Counseling Journal für Beratung, Pädagogik & Psychotherapie, Verbandszeitschrift des BVPPT, Ausgabe 15, November 2017
Rezension von Konrad Heiland
In jüngster Zeit hat sich die politische Weltlage zunehmend
polarisiert, eine bedrohliche Entwicklung, ein destruktiver
Prozess, so jedenfalls scheint es.
Wer nun aber dieses Buch liest, wundert sich vielleicht doch ein
wenig, wie phasenweise heillos zerstritten und gespalten die
psychoanalytischen Bewegungen offenbar bereits zu Beginn ihrer
Geschichte gewesen sind. Geradezu akribisch dokumentiert die
Autorin diese Konflikte inklusive erprobter Coping-Strategien bis
in die Gegenwart hinein. Besonders bewährt hat sich dabei die
unersetzliche Anwesenheit eines Dritten, der durchweg eine neutrale
Position einnehmen muss – was Freud selber allerdings zunächst
meist nicht gelang. Förderlich sind etwa auch ein Containing der
unbewussten Prozesse durch eine Leitungsfigur und eine für alle
Beteiligten weitgehend transparente Kommunikation.
Mit seiner Präzision, jedoch auch mit seinen zahlreichen, auf die
Dauer etwas ermüdenden, Wiederholungen wirkt der Text zwar seriös,
ist aber gleichwohl mühsam zu lesen. Fraglos sind die darin so klar
vermittelten Erkenntnisse auch auf aktuelle politische Konflikte
übertragbar. Die Lektüre kann also trotz aller Mühen am Ende
durchaus lohnenswert sein.