Rezension zu Sigmund Freuds erstes Land
Psychoscope, Heft 6, 2017
Es ist ein stattliches Werk, das uns der Zürcher Psychoanalytiker
Anton M. Fischer vorlegt. Er zeichnet die Kulturgeschichte der
Psychotherapie in der Schweiz akribisch genau nach, angefangen bei
Sigmund Freud, Eugen Bleuler und Carl Gustav Jung. Sorgfältig
recherchiert, fliessen viele Primärquellen der Protagonisten ein,
darunter auch die mitunter intimen Briefwechsel zwischen Freud und
Jung.
Wie kam es, dass die in Wien entwickelte »Talking Cure« in der
Schweiz auf fruchtbaren Boden fiel und so erfolgreich
weiterentwickelt wurde? Nach der dunklen Nazizeit und dem Zweiten
Weltkrieg erfolgte der Siegeszug der Psychotherapie.
Der Autor versteht es, die Geschichte der Psychotherapie in den
kulturellen und sozialen Kontext der jeweiligen Zeit einzubetten.
Auch wer glaubt, die Geschichte seiner Disziplin zu kennen, wird in
diesem Standardwerk noch das eine oder andere Interessante
aufdecken. So war es nicht in Wien, wo die Psychoanalyse ihren
Durchbruch in der Praxis erfuhr, sondern in Zürich, an der von
Bleuler geleiteten Klinik Burghölzli. /jof