Rezension zu Kindeswohlgefährdung
SEMINAR – Lehrerbildung und Schule. BAK-Vierteljahresschrift, 23. Jahrgang, Ausgabe 2, 2017
Rezension von Uwe Böhm
Das Buch der Sozialpädagogin Miriam Günderoth erläutert
eindrücklich die Aufgabe des Kinderschutzes und die Prävention von
sexualisierter Gewalt in Bezug auf die Kinder- und Jugendarbeit.
Die gesetzlichen Bestimmungen und rechtlichen Aspekte werden
verständlich dargelegt und der Leser aufgeklärt. Das Buch
sensibilisiert und regt zum Handeln nicht nur in der verbandlichen
Jugendarbeit an. Auch in Schulen und Kindertagesstätten sowie
anderen pädagogischen Kontexten ist der Kinderschutz zunehmend
bedeutsam.
Als Mitarbeiterin in der Koordinierungsstelle »Prävention
sexualisierter Gewalt« der Evangelischen Landeskirche in
Württemberg besitzt die Verfasserin einen umfangreichen Überblick
über die Kindeswohlgefährdung. Sie leitet Jugendleiterinnen und
Jugendleiter durch Schulungen an. Ihre Erfahrungen und Kenntnisse
fließen am Ende des Buches in erprobte Bausteine, wie Ehrenamtliche
und Hauptamtliche der verbandlichen Jugendarbeit mit dem Thema
Kinderschutz ausgebildet werden können.
»Grundsätzlich gilt, dass es keine Signale gibt, die eindeutig auf
das Vorliegen von Kindeswohlgefährdung hinweisen. Bestimmte
Merkmale machen ein genaueres Hinschauen allerdings notwendig« (S.
48), behauptet die Autorin und zeigt gewichtige Anhaltspunkte sowie
Risikofaktoren für die Gefährdung des Kindeswohls auf. Die
Einschätzung geschieht über unterschiedliche Aspekte und durch
verschiedene Elemente (z.B. Sammlung relevanter Informationen,
nachvollziehbare Dokumentation). Es werden die geistige, seelische
und körperliche Beeinträchtigung eines Kindes oder Jugendlichen
betrachtet. Die Abschätzung ist ein diffiziler Prozess, der nicht
von einer Person alleine bewältigt werden kann. Hierzu werden die
Unterstützungssysteme in dem vorliegenden Buch angeboten und im
Anhang dargestellt.
Als Kennerin der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit ist Miriam
Günderoth bewusst, dass manche rechtliche Vereinbarungen nicht bei
ehrenamtlichen Jugendlichen greifen und umsetzbar sind. Deshalb
widmet sie sich der besonderen Aufgabe der Ausbildung und
Beauftragung von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter.
Das Vorgehen beim Verdacht auf Täterinnen und Täter in der eigenen
Jugendarbeit bzw. bei Grenzverletzungen und Übergriffen unter
Gleichaltrigen findet eine kurze Erwähnung. Dieser Aufgabenbereich
sollte zukünftig stärker Beachtung finden und wissenschaftlich
betrachtet werden.
Das Buch von Miriam Günderoth überzeugt durch die Lesbarkeit und
Überschaubarkeit eines zunehmend wichtigen und zugleich komplexen
Bereichs der Kinder- und Jugendarbeit. In dieser Veröffentlichung
wird der Schutzauftrag der verbandlichen Arbeit ernst genommen und
in erprobte Schulungsbausteine gegossen. Eine anregende Darstellung
für alle, die in pädagogischen Kontexten, nicht nur der
verbandlichen Jugendarbeit wirken.