Rezension zu Nabelschnur der Seele
Deutsche Hebammenzeitschrift 3/2007
Rezension von Maja Thesing
Nabelschnur der Seele
Die Autoren sind in Ungarn als Psychiater/Psychoanalytiker und
Entwicklungspsychologe tätig. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist die
vorgeburtliche Mutter-Kind-Bindungsanalyse, deren Konzept und
Therapieansatz sie in vorliegendem Buch erläutern.
Für die Autoren liegen die Gründe von Problemen der
Persönlichkeitsentwicklung nach der Geburt bei pränatalen Störungen
der Mutter-Kind-Bindung. Die entwicklungspsychologische
Lernforschung und Erkenntnisse aus der Neurobiologie haben gezeigt,
dass vorgeburtlich Erfahrenes und Gehörtes nachgeburtlich erinnert
und erkannt werden kann, dass auch die Verknüpfung fetaler
Nervenzellen nachhaltig durch vorgeburtliches Erleben beeinflusst
wird. Die Mutter-Kind-Bindungsanalyse verstärkt nun den Gedanken
der »fetalen Intelligenz«: Der Fetus ist ein eigenständiges Wesen
mit eigenständigem vorgeburtlichem Leben. Die Bindungsanalyse
ermöglicht, nach Meinung der Autoren, den Beteiligten die
Beschäftigung mit den Wurzeln seelischen Erlebens, somit auch die
Beziehung zu sich selbst und der Umwelt.
Ziel der Therapie ist, nüchtern formuliert, ein Austausch von
Signalen und Informationen zwischen der Mutter und dem
heranwachsenden Kind. Nach ausführlichen Erstinterviews erhalten
Mutter und Kind in begleitenden Sitzungen durch den Therapeuten
Hilfestellungen, sich liebevoll zu begegnen, Fragen und Probleme zu
bearbeiten und Ängste abzubauen. Die Entwicklung positiver Gefühle
bei Vater und Mutter füreinander und dem Kind gegenüber und die
Schaffung einer positiven Lebensumgebung wird gefördert durch ein
vielfältiges, zeitlich genau zugeordnetes
schwangerschaftsbegleitendes Programm. Es beinhaltet neben
Massagen, Atemübungen, Entspannungsübungen unter anderem auch
gezielte positive Visualisierung zur Endorphinausschüttung,
auditive Stimulation des Kindes durch Gesang und Musik, sowie
Klopf-, Licht- und Schaukelspiele für das Kind.
Im zweiten Teil des Buches berichten 14 Mütter über ihre
Erfahrungen mit dieser Form der Bindungsanalyse; die Berichte sind
sehr beeindruckend und anrührend; zeigen die Erzählungen doch, dass
für Mutter/Eltern und Kind Raum geschaffen werden konnte für ein
tiefes, liebevolles, verständiges, angstfreieres »Einssein«.