Rezension zu Altwerden, wie es mir gefällt
neues deutschland, 72. Jahrgang, Nr. 227, 28. September 2017
Weise Frau
Sie weiß um alle Gefühle, kennt sich aus mit Ängsten, Zorn,
Einsamkeit - und Liebe. Niemals leugnet sie das Unglück, das sie
erlebt hat, allerdings ohne ein Opfer des Lebens zu sein, was in
allen anderen Archetypen immer wieder eine Rolle spielt. Die Weise
Frau ist dankbar dafür, alles Unglück überlebt zu haben und sie ist
zufrieden mit dem, was gerade ist. Ihre Weisheit gibt sie weiter
eher als Vorbild, denn als Ratgeberin. Ratschläge gibt sie nur,
wenn sie danach gefragt wird, auch dann versucht sie eher, den
Fragenden darin zu unterstützen, seine eigene Antworten zu
finden.
»Archetypen des Alters« (hier eine kurze Leseprobe) ist eines der
Texte aus dem Band »Altwerden, wie es mir gefällt«. Angelika
Rohwetter und Marlies Böner Zollenkopf haben ein »Lesebuch«
zusammengestellt, in dem vielfältige Themen berührt werden. Soll
man über die Rente hinaus noch arbeiten gehen? Was bedeutet es, die
alten Eltern zu pflegen, wenn man selbst nicht mehr jung ist? Wie
ist es mit Freundschaft und Liebe im Alter? Wie wird
selbstbestimmtes Wohnen möglich? Da beide Autorinnen
Psychotherapeutinnen sind, werden auch viele Menschengeschichten
erzählt.