Rezension zu Wie der Vater, so der Sohn? (PDF-E-Book)
www.amazon.de vom 9. Oktober 2017
Rezension von Werner Fuchs
Genau deshalb können uns gute Geschichten verändern
Die Diskussion über die Macht von Geschichten ist uralt. Neu ist
hingegen ist, dass sich auch die Wissenschaft mit der Frage
beschäftigt, ob und welche Geschichten uns prägen oder verändern
können. Zusammen mit neugierigen Neurowissenschaften untersuchen
Psychologen, Psychotherapeuten und Medienwissenschaftler, welche
unbewussten Botschaften Filme aussenden und an welche großen Themen
der Menschheit gute Filme andocken. Und um es gleich
vorwegzunehmen: Wenn Theo Pigler als Herausgeber wirkt, darf der
Leser damit rechnen, dass man ihm verdaubare Kost darbietet. Denn
er kann die Beitragsschreiber offenbar dazu motivieren, auf
unnötiges Fachvokabular zu verzichten.
Im neusten Band der Reihe »Kulturpsychologische Filmbetrachtungen«
geht es um Vater-Sohn-Verhältnisse eines ganzen Jahrhunderts. Und
weil der Blick ins Buch bei diesem Verlag noch nicht möglich ist,
zähle ich die besprochenen Filmtitel auf. Es sind dies: Jenseits
von Eden – Star Wars – Indiana Jones – Der König der Löwen – Good
Will Hunting – Reine Nervensache – Das Wunder von Bern – Die große
Reise – Spider-Man – Drachenzähmen leicht gemacht – Dexter –
Quellen des Lebendigen – Höhere Gewalt.
Im fast zwanzig Seiten umfassenden Vorwort und in vielen Beiträgen
werden zudem weitere Filme besprochen oder in Beziehung zum Thema
gesetzt. Mit anderen Worten: Es hat sicher für jeden Cineasten
etwas dabei. Auch weil ja nicht einfach banale Inhaltsangaben,
sondern spannende Interpretationen geliefert werden. Die
psychoanalytischen Interpretationen dieser Filme sind so
interessant und aufschlussreich, dass ich mir wünschen würde, Theo
Piegler und Hannes König würden sich in einem nächsten Band auch
mit erfolgreichen Soaps und TV-Serien beschäftigen.
Mein Fazit: Für Filmfreunde, die ihre Lieblingsgeschichten oder die
ihrer Freunde aus einer anderen Optik nochmals sehen wollen, ist
dieses Buch eine wahre Fundgrube. An die Oberfläche wurden
Väterbilder und –rollen eines ganzen Jahrhunderts geholt. Daher
darf der Leser damit rechnen, dass auch er sich einem der
besprochenen Filme wiedererkennt. Ob dies dann Trauer oder Freude
auslöst, hängt von der eigenen Lebensbiografie ab. Und vielleicht
kann ein Spiegel dieser Art auch kleine Veränderungen auslösen oder
verstärken.
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