Rezension zu Sexualität von Männern (PDF-E-Book)
AEP Informationen – Feministische Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Nr. 3/2017, 44. Jahrgang
Rezension von Sylvia Aßlaber
Nach dem ersten Deutschen Männergesundheitsbericht 2010, der eine
allgemeine Übersicht über die gesundheitliche Lage von Männern
geben sollte, und dem zweiten im Jahr 2013, welcher sich auf die
psychische Gesundheit fokussierte, wurde dieses Jahr der dritte
Bericht dieser Reihe herausgegeben, welcher sich der »Sexualität
von Männern« widmet. Um in diesem Fall mit Expertise aufwarten zu
können, kooperierte die Stiftung Männergesundheit Berlin
(Herausgeberin des Berichts) mit Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß vom
Institut für Angewandte Sexualwissenschaft der Hochschule
Merseburg.
Für den vorliegenden Bericht wurden 31 Beiträge von 40 Expert*innen
verfasst, welche mit amtlichen Daten arbeiteten. Die Expert*innen
brachten in den verschiedensten Gebieten ihr Spezialwissen ein und
versuchten einen ganzheitlichen Überblick über die Situation der
Sexualität von Männern zu geben.
Es wurde darauf geachtet, eine gewisse Bandbreite an
Wissenschaftsfeldern einzubringen, sowie die Beiträge von jeweils
zwei medizinischen und sozialwissenschaftlichen Reviewer*innen noch
einmal begutachten zu lassen.
Das Buch ist in fünf Kapitel gegliedert: Im ersten werden das
männliche Geschlecht und männliche Sexualität(en) historisch und
aktuell diskutiert, im zweiten geht es um sexuelle Gesundheit im
Lebenslauf, daraufhin werden heterogene Männlichkeiten zum Thema,
im vierten Kapitel finden medizinische Belastungsfaktoren für die
männliche Sexualität ihren Platz und im letzten Kapitel werden
Sexualität und Grenzen und Sexualstraftaten thematisiert. Von einer
historischen Betrachtung über die gesellschaftliche Entwicklung von
Sexualität, über den aktuell erreichten Stand, das Aufzeigen von
Defiziten, bis hin zu Handlungsempfehlungen ist in diesem Band
alles zu finden. Wichtige Themen wie Diskriminierung aufgrund
sexueller Orientierungen, Sexualität von behinderten Männern oder
sexuelle Straftaten werden ebenso angesprochen wie der
Begriffsdefinition von sexueller Gesundheit, von der Kindheit, über
die Pubertät bis ins Alter große Beachtung geschenkt. Den
Thematiken Asexualität, Trans*-Männlichkeiten, Bisexualität,
Intergeschlechtlichkeit ist ein eigener Artikel gewidmet. In einem
Kapitel werden medizinische Sichtweisen zu sexuellen Störungen und
Erkrankungen dargestellt. Immer wieder finden sich auch
statistische Angaben im Buch wieder, so wurde z.B. herausgefunden,
dass 30–40% der Männer in verschiedenen Altersgruppen mit ihrem
Sexualleben unzufrieden sind. (S. 313) Außerdem positionierten sich
nur weniger als 50% von befragten Jugendlichen als eindeutig
geschlechtstypisch. 8% sahen sich als zwischen den typischen
Mädchen und typischen Jungen, sowie wiederum 8% als geschlechtlich
im Bereich »weder noch« oder »„weiß nicht«. Es sind in diesem
Bericht also einige interessante empirische Daten zu entdecken.
Der Band schafft es mittels interdisziplinärer Gesichtspunkte
Themen soziologisch, pädagogisch, gesundheitswissenschaftlich und
medizinisch anzugehen und schließt auch Randbereiche der männlichen
Sexualität ein. Damit deckt der vorliegende Bericht zweifelsohne
viele Bereiche ab, dennoch bleiben noch Themen offen. Auch wird in
dieser Publikation auf den großen Forschungsbedarf, sowohl im
sozialwissenschaftlichen als auch im medizinischen Bereich,
aufmerksam gemacht. Trotz der Tatsache, dass Sexualität in den
Medien ein Thema darstellt, werden viele ihrer Bereiche in unserer
Gesellschaft noch immer tabuisiert und nicht reflektiert. Der
Bericht möchte eine Informationsbasis darstellen und soll im
optimalen Fall die Forschung und Lehre in diesem Bereich fördern.
In fünf Jahren soll ein aktualisierter Bericht folgen.