Rezension zu Neue Mütter - neue Väter
WeiberDiwan – Die feministische Rezensionszeitschrift, Frühling 2015
Rezension von Susanne Schweiger
(Ent)Traditionalisierungsdynamiken
Karin Flaake untersuchte in ihrer empirischen, psychoanalytisch
orientierten Studie Mittelschichtsfamilien mit einer
nicht-traditionellen Arbeitsteilung. Schwerpunkte sind dabei
geteilte Elternschaft, Dynamiken der Paarbeziehung,
Aufgabenverteilung im Haushalt und die Entwicklungen der Söhne und
Töchter. Die interessanten und wichtigen Ergebnisse werden sehr
detailreich präsentiert, sodass der Band vorwiegend für ein
soziologisches Fachpublikum geeignet ist. Mit dem ersten Kind
setzen Dynamiken ein, die sich zwischen Veränderungsprozessen und
Beharrungstendenzen bewegen, wobei sich die ökonomischen und
gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen als erschwerend
erweisen. Die Aufteilung der Familienarbeit ist der Knackpunkt für
eine umfassende Geschlechtergerechtigkeit. Flaake zeigt deutlich,
wie die Paare mit gesellschaftlich dominanten Zuschreibungen
(weiblich konnotierte und gesellschaftlich abgewertete Hausarbeit,
normatives Bild von der guten Mutter usw.) ringen, um ihre neuen
Vorstellungen leben zu können. Nicht-traditionelle Arbeitsteilung
in Familien umzusetzen macht neue Gestaltungs- und
Aushandlungsprozesse notwendig, die gegen die Erfordernisse der
Erwerbsarbeit regelrecht verteidigt werden müssen. Aber sie bringen
neben Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten auch neue Erfahrungs-
und Entwicklungsmöglichkeiten nicht nur für die Eltern, sondern
auch für die Söhne und Töchter dieser engagierten Paare.