Rezension zu Aus dem Tunnel der Depression
Wiener Medizinische Wochenschrift 8/2006 Heft 15/16
Rezension von Gerhard S. Barolin
Es wird über 280 Stunden berichtet, die eine KBT-Therapeutin
(Konzentrative Bewegungstherapie) mit einer Patientin während
mehrerer Jahre gearbeitet hat. Über die wesentlichen Stunden liegt
eine »Doppelconference« vor: Therapeutin und Patientin geben
jeweils ihre Eindrücke wieder. Es entsteht somit eine Art
Selbstbild-Fremdbild-Analyse und es ist für den Interessierten
durchaus bemerkenswert, wie unterschiedlich manchmal die
Empfindungen und Überlegungen sein können.
Man bekommt dabei auch Einblicke darüber, wie die Konzentrative
Bewegungstherapie vorgeht und wie sie wirkt. Es wird Eigen- und
Fremdberührung durch Druck, Gegendruck und Loslassen benützt,
weiters Umgang mit Gegenständen (Stab, Ball, Seil, Decke,
Sandsäcke, Steine, Muscheln, Hölzer). In diesen praktischen
Angeboten aus dem Alltag soll gerade das Besondere der Methode
liegen. Es sollen dabei durch die »Regression im Dienste des Ich«
Erinnerungen belebt werden, die bis in die vorverbale Zeit zurück
reichen können.
In dem Bestreben besonderer Authentizität haben wir ein sehr
ausführliches Eingehen auf jenen Einzelfall vor uns (fast 300
Seiten). Der Referent hätte sich mehr Komprimierung und
Konzentration auf das Wesentliche gewünscht. Anderseits mag die
Unmittelbarkeit und Ausführlichkeit die Angelegenheit
verlebendigen. Da die Konzentrative Bewegungstherapie seit 2001 als
eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren bei uns anerkannt
ist, mag es für den allgemeinen Psychotherapeuten interessant sein,
etwas ausführlicheren Einblick in die KBT-Werkstatt zu
bekommen.