Rezension zu Psychotische Körperbilder

Swiss Archives of Neurology, Psychiatry and Psychotherapy, 2017

Rezension von Ruth Waldvogel

In diesem kleinen Büchlein erklärt David Rosenfeld, Psychoanalytiker IAP in Buenos Aires, anhand von äusserst anschaulichen Fallbespielen seine Arbeit mit psychotischen Patienten. Es sind Menschen, die sich in Ermangelung von Worten mittels Körperbildern ausdrücken. Er kann dabei auf seine langjährige, erfolgreiche psychoanalytische Arbeit mit autistischen Kindern und psychotischen Erwachsenen zurückgreifen. Rosenfeld hält sich in seiner Arbeit eng an die Gegenübertragung und versucht mit Hilfe seiner Einfälle die wahnhaften Körperbilder in Zusammenhang mit frühesten Erlebnissen zu bringen. Durch das Übersetzen von präverbalen Erfahrungen gelingt es ihm mit viel Geduld und Ausdauer für diese Erlebnisse mit dem Patienten Worte zu finden und den bizarren Wahnvorstellungen einen Sinn zu geben. Anhand seiner eigenen emotionalen Reaktionen auf die unverständlichen und seltsamen Einfälle und das perseverierte Wahnbild des Patienten zeigt er auf, wie wichtig diese Wahrnehmungen sind, und wie die Arbeit nur mit Hilfe von regelmässiger Supervision zu leisten ist.

Als Erklärungsmodell dient ihm dabei das »primitive psychotische Körperschema«, das er sowohl in der Behandlung von schizophrenen als auch psychosomatischen Patienten benutzt. Dieses Modell entstand durch indirekte Deduktion. Rosenfeld geht dabei von einem Bild aus, in dem der Körper nur Flüssigkeit oder Körpersäfte ist, in manchen Fällen jedoch durch eine venöse oder arterielle Wand ummantelt sein kann. Diese Vorstellung kann sowohl bei akuten Psychosen als auch bei schwer regredierten Patienten und Patientinnen beobachtet werden. Unter den Fallbeispielen beschreibt er sowohl schwer psychotische Menschen als auch Patienten mit akuten Psychosen, wie sie nach Operationen oder Unfällen auftreten können. Da ist etwa Philippe, der Patient, der nach einer Akne-Behandlung eine Narbe im Gesicht hat und dafür die Ärztin verantwortlich macht. Er will sie und ihren Sohn umbringen, da sie sein Leben kaputt gemacht habe. Rosenfeld gelingt es nach langem, dem Patienten aufzuzeigen, dass die Narbe eigentlich eine seelische Narbe ist, die mit seinen frühen Erfahrungen von Vernachlässigung durch die Eltern zu tun hat.

Das Buch ist für alle, die mit psychotischen, aber auch schwer hypochondrischen Patienten arbeiten, eine hilfreiche Lektüre, die dazu beiträgt die eigenen Gefühle in der Behandlung zu verstehen und die Körpersprache der Patienten in Worte zu übersetzen.

Ruth Waldvogel, Basel

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