Rezension zu Psychotische Körperbilder (PDF-E-Book)
KBT Zeitschrift Konzentrative Bewegungstherapie, Ausgabe 2017, 34. Jahrgang, Nr. 47
Rezension von Windisch Brigitte
David Rosenfeld ist Consultant Professor an der psychiatrischen
Abteilung der medizinischen Fakultät der Universität von Buenos
Aires und Lehranalytiker.
Der Originaltitel des Buches lautet: The body speaks; Body Image
Delusion and Hypochondria.
Seine Schwerpunkte sind die Behandlung psychotischer Erwachsener
und autistischer Kinder. In einigen Sequenzen aus Fallvignetten
stellt er seine Arbeitsweise im erweiterten analytischen Setting
anschaulich und bewegend dar. Er konzentriert sich auf frühe
Beziehungserfahrungen seiner Patientinnen, auf deren präverbale
Zeit, in der Erfahrungen primär körperlich sind. Aus seinen
klinischen Erfahrungen entwickelte er sein Modell des psychotischen
Körperbildes. Die Idee: der Körper enthält nur Flüssigkeit oder
Körpersäfte und ist durch eine arterielle oder venöse Wand umgeben.
In Krisen kann diese Wand aufgebrochen oder permeabel werden, was
zu einem Verlust von Körperflüssigkeit bis zur Entleerung
(Empfinden von Blutleere etc.) führen kann, psychologisch dem
drohenden Verlust des Selbst entsprechend. So eine Patientin, Ines,
die tatsächlich aus dem Mund blutet, während ihre Therapeutin auf
Urlaub ist.
Dieses primitiv psychotische Körperbild drückt sich in
Körpersprache, einer psychosomatischen Erkrankung oder Phänomenen,
Hypochondrie oder körperlichem Wahn aus.
Die zunehmende Ausbildung festerer Schichten, z.B. Körpergrenzen
(Haut) im therapeutischen Prozess, ausgedrückt in Träumen oder in
der Fantasie und in Sprachbildern, sind Hinweise auf einen
Fortschritt in der jTTherapie.
Sein konsequentes Augenmerk auf die Gegenübertragung ermöglicht ihm
in die unfassbare und unzugängliche innere Welt seiner Patientinnen
einzutauchen und für das Unaussprechliche Worte zu finden.
Zitat: »Wir können über unsere Gegen-übertragung erst dann
schreiben, wenn wir in der Lage sind, das in Worte zufassen und zu
entschlüsseln, was uns die Patientinnen in ihren Projektionen
einimpfen. Falls dies nicht gelingt, wird der Analytiker in
mächtige Projektionen verstrickt, die es ihm unmöglich macht zu
entziffern, was ihm von den Patientinnen zu fühlen aufgezwungen
wird, so wie es ihnen zu einer Zeit zugestoßen ist, in der ihnen
keine Sprache zur Verfügung stand, dies in Worte zufassen«.
Interessant in diesem schmalen Buch finde ich die Kasuistiken,
durchweg Patientinnen mit psychosomatischen/somatoformen Störungen.
Das primitiv psychotische Körperbild ist als theoretisches Modell
nachvollziehbar und verständlich. In den Fallvignetten wird selten
Bezug darauf genommen. Aus meinen klinischen Erfahrungen habe ich
keine korrespondierenden Items oder Beobachtungen. Eine Diskussion
mit Kolleginnen und Kollegen, die im psychiatrischen Bereich tätig
sind, könnte die Relevanz für die KBT mehr verdeutlichen.