Rezension zu Körperpsychotherapie mit Säuglingen und Eltern
KBT Zeitschrift Konzentrative Bewegungstherapie, Ausgabe 2017, 34. Jahrgang, Nr. 47
Rezension von Luboslav Kmet
Der Titel hält, was er verspricht. Dem Autorinnenteam ist es
gelungen, die Grundlagen und vor allem das praktische Wissen der
Eltern-Säugling-Körperpsychotherapie lebendig zu vermitteln. Die
einzelnen Beiträge und Fallberichte im ersten Teil dieses
Sammelbandes zeigen die Bedeutung und konkreten Maßnahmen der
erfolgreichen Bewältigung und Integration von früh entstandenen
Verletzungen aus der Zeit vor und während der Geburt eines Babys
und dessen Eltern auf. Hervorzuheben ist gerade für die Praxis der
KBT-Therapeutinnen der sehr nützliche Beitrag von Appleton über das
Erinnerungsweinen und die Babykörper-sprache als Ausdruck der
Erfahrungen vor und während der Geburt. Therapeutische Sensibilität
für die Körperresonanzen, durch die die Babys ihre frühen
Lebensgeschichten erzählen, gekoppelt mit emphatischem Zuhören
lindern nicht nur Stresssymptome generell, sondern ermöglichen eine
tiefere Bindung zwischen Baby und Eltern.
Im zweiten Teil dieses Sammelbandes werden jene Konzepte
vorgestellt, die auf der Forschung und praktischen Arbeit von
Wilhelm Reich und seiner Tochter Eva Reich basieren, u.a. bekannt
durch die sog. Schmetterlingsmassage. Besonders erwähnenswert ist
für die KBT-Landschaft der Beitrag über Emotionale Erste Hilfe von
Harms, seine praxisbezogene Darstellung vom Funktionieren des
autonomen Nervensystems nach Porges (Polyvagaltheorie) sowie sein
Exkurs in die konkrete Praxis der Emotionalen Ersten Hilfe. Das
Herzstück dieser Methode besteht in der Selbstanbindung, d.h. in
der Fähigkeit zugleich mit den eigenen Körperempfindungen und dem
Kind in Verbindung zu sein.
Die Autorinnen der psychoanalytischen sowie Tanz- und
Bewegungstherapeutischen Ansätze beschreiben sowohl die Bedeutung
der Arbeit mit Gegenübertragungsmechanismen als auch die praktische
Anwendung vom psycho-motorischen Ansatz von Aucouturier,
Funktionellen Entspannung und Body-Mind Centering, die in vielerlei
Hinsicht Parallelen zur KBT-Methode aufweisen und für die
KBT-Praxis in der Säuglingsarbeit nützlich sein können. Dies trifft
auch auf den Beitrag zur Craniosacralen
Osteophatie zu, deren Praktiken im Bereich der
Eltern-Säugling-Körperpsychotherapie zur Bearbeitung von prä- und
perinatalen Entwicklungstraumata hilf-reich eingesetzt werden.
Fazit: Ein lesenswertes Buch, das die Methode der KBT in vielerlei
Aspekten bestätigt und für die KBT-Praxis im
Eltern-Säuglingsbereich äußerst nützlich ist.