Rezension zu Klinisches Notizbuch (PDF-E-Book)

Ergotherapie und Rehabilitation 09/2016

Rezension von Albrecht Konrad

Tilmann Moser ist ein erfahrener Psychoanalytiker und Körperpsychotherapeut sowie ein bekannter Autor zahlreicher Fachpublikationen. Mit diesem Buch zieht er eine Bilanz und lässt uns an seinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben, indem er einen offenen Einblick in seine Arbeit gewährt, sein Denken, seinen therapeutischen Alltag und was er aus vergangenen Fehlern gelernt hat. Laut Moser ist die heutige Sichtweise auf den Menschen fragmentiert. Es werden nur »Teilaspekte« wahrgenommen und nicht mehr die Person als Ganzes. Jeder Mensch ist jedoch die Summe all seiner Erfahrungen, Qualifikationen, Persönlichkeitsanteile und kann daher nur im Ganzen verstanden werden. Aber dieses Grundverständnis gehe mehr und mehr in der heutigen Fachwelt verloren. So ist sein Buch auch ein Appell, mit dem er sich an alle Therapeuten bzw. Analytiker wendet, damit sie stellvertretend für ihre Patienten die verstreuten Anteile mit dem Ziel einer wiederzugewinnenden Ganzheit zusammenfügen.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert und beginnt mit theoretischen Überlegungen zur Psychoanalyse und Körperpsychotherapie und weiter mit klassischen Psychoanalysethemen wie beispielsweise »Ich kenne keine Wut«. Einige der Kapitel im ersten Teil umfassen eine Vielzahl seiner bereits in verschiedenen Journalen publizierten Fachartikel oder bisher nicht veröffentlichter Vorträge, die aber für dieses Buch aktualisiert, ergänzt und überarbeitet wurden. Auffallend ist, dass die meisten Fallbeispiele im ersten Teil primär von weiblichen Patienten handeln. Der zweite Teil widmet sich dann den Fallgeschichten männlicher Patienten. Das Buch gibt leider nur wenige Literaturhinweise, wobei sich viele Hinweise auf Mosers eigene Veröffentlichungen beziehen. In erster Linie wendet sich der Autor mit dieser Veröffentlichung an Psychoanalytiker, die bereits Verfahren der Körpertherapie in ihrer Praxis berücksichtigen oder sich darüber vertieft informieren wollen.

Das Buch ist eine spannende Lektüre für alle, die sich für dieses Fachthema oder das gesamte Lebenswerk von Moser interessieren. Vorbildung in psychoanalytischer und körpertherapeutischer Terminologie ist hilfreich, um es besser lesen und verstehen zu können. Ergotherapeuten kann man dieses Buch nicht generell empfehlen, da es sehr fachspezifisch ist und die Thematik für die ergotherapeutische Praxis nur begrenzt ableitbar ist.

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