Rezension zu Laudato Si’
politische ökologie, Band 148, März 2017, 35. Jahrgang
Rezension von Veronika Otto
Wissenschaft und Religion, wie passt das zusammen? Zumal, wenn es
um das Thema Nachhaltigkeit geht? Mit seiner Enzyklika »Laudato
si´« wandte sich Papst Franziskus im Jahr 2015 – besorgt um das
»gemeinsame Haus«, unsere Erde – an die Weltgemeinschaft. Das
päpstliche Lehrschreiben, das sich mit den Themen Umwelt- und
Klimaschutz im Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit
auseinandersetzt, löste eine weltweite Diskussion über die darin
enthaltenen Handlungsaufforderungen aus, etwa zur Dekarbonisierung
der globalen Wirtschaft.
Die verschiedenen Stränge der Debatte greift die Anthologie von
Organisationswissenschaftler Wolfgang George auf, indem er bekannte
Wissenschaftler(innen) aus verschiedenen Disziplinen zu Wort kommen
lässt. Die Autor(inn)en wenden sich mit ihren Beiträgen, die den
Themenbereichen Sprache, Umwelt und Klima, Technik und
Wissenschaft, Gesellschaft und Konsum sowie Kultur und Religion
zugeordnet sind, explizit an alle, die sich auch von der Enzyklika
angesprochen fühlen. Dabei will das Buch zum Nachdenken,
Diskutieren und Handeln anregen.
Die Autor(inn)en relativieren die Dramatik mancher der päpstlichen
Aussagen, zum Beispiel zur negativen Rolle der Wirtschaft, und
hinterfragen die Sinnhaftigkeit der Enzyklika aus
wissenschaftlicher Perspektive, beispielsweise in Bezug auf die vom
Papst ignorierte Geburtenkontrolle. Dort wo sie den Standpunkt des
Papstes teilen, deuten und erweitern die Wissenschaftler(innen)
seine Forderungen und versuchen sie in konkrete Strategien für
Politik und Gesellschaft zu übersetzen. Damit gelingt es ihnen, dem
Appell des Papstes für ein grundlegendes Umsteuern, Nachdruck zu
verleihen. Die Tatsache, dass prominente Beteiligte am deutschen
Nachhaltigkeitsdiskurs, wie etwa Armin Grunwald und Ernst Ulrich
von Weizsäcker, ihr Wissen und ihre Meinung einbringen, verleiht
dem Buch Gewicht, auch außerhalb der katholischen Welt.