Rezension zu »Mein Name ist Bond - James Bond«
Andromeda Nachrichten 252, Januar 2016
Rezension von Jörg Krömer
Ian Fleming schuf mit dem Archetypen James Bond eine Figur, die nun
bereits seit vielen Jahrzehnten für immer neuen Gesprächsstoff
sorgt. Dabei prägen nicht so sehr die Romane, sondern die Filme
unser Bild von Bond. Es existieren zu diesem Stoff bereits
ungezählte Bücher, doch eines, welches sich mit Bonds Psyche
befasst, habe ich bisher noch nicht gelesen. Bond ist ja ein Held,
wie es ihn im wahren Leben nicht gibt, eine Fantasie- und
Projektionsfigur, die einerseits von ihrem Autor und den
Drehbuchautoren und Regisseuren, aber natürlich auch ganz besonders
von den jeweiligen Schauspielern geprägt wird. Andererseits ist
Bond auch immer ein Kind seiner Zeit, und so werden sein Charakter
und seine Handlungen immer wieder neu erfunden, was ihn unsterblich
macht. Aber auch das Publikum kann ganz unterschiedliche Wünsche
auf ihn projizieren, was ihn für Männer und Frauen gleichermaßen
interessant macht. Aber einige Filmszenen oder Zitate fließen durch
Gespräche auch wieder in unseren Alltag ein und bereichern die
Filmkunst. Die Filme kommen in dem Buch natürlich auch vor, aber es
geht ja um Bonds Psyche, um seine Interaktion mit den anderen. Er
kämpft nicht nur mit den Geistern der Vergangenheit, er ist auch
ein Mann, der es zu etwas gebracht hat und neben seiner Arbeit auch
seinen persönlichen Obsessionen nachgeht. Daher dürfen sein
Alkohol- und sein Frauenkonsum nicht isoliert betrachtet werden.
Bond ist ja eigentlich kein Lebemann, sondern ein Angestellter des
britischen Geheimdienstes, der die Befehle seiner Vorgesetzten
befolgen muss. Von dort bekommt er immer mal wieder Ermahnungen,
welche sein Verhalten betreffen. Frauen haben von ihm auch nichts
zu erwarten, schließlich ist er mit seinem Beruf verheiratet. Meist
besteht seine Arbeit darin, Menschen zu töten, zumindest, wenn er
sie nicht anders auf seine Seite bringen kann. Der Oberbösewicht
muss fast immer sein Leben lassen oder ersteht für eine Fortsetzung
von den Toten auf. Aber dank zahlreicher Helfer und technischer
Spielzeuge kann Bond die Schlachten für sich entscheiden. Deshalb
hat er auch ein besonderes Verhältnis zu diesen Gadgets, zu seiner
Waffe und zu seinem Auto, die ihm immer wieder das Leben retten. Er
ist zwar dabei ein ganzer Kerl, aber das Kind im Manne lebt
durchaus weiter, auch in seiner Zerstörungswut. Das Buch ist sehr
gut lesbar und macht Appetit, sich die Filme gleich noch einmal
anzusehen. Empfehlenswert nicht nur für Bond-Fans.