Rezension zu Kritik der Neuropsychologie (PDF-E-Book)
Publik-Forum, kritisch – christlich – unabhängig, Ausgabe 3/2017
Rezension von Klaus Hoffmann
Grenzen der Hirnforschung
Die von verschiedenen Politikern ausgerufenen »Jahrzehnte des
Gehirns« verschafften der Hirnforschung in vielen Ländern der Welt
einen riesigen finanziellen und inhaltlichen Schub. Man weiß heute
sehr viel mehr über hirnanatomische und -physiologische Prozesse
bei zahlreichen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen als
vor dreißig Jahren. Auf der anderen Seite gerieten
gesellschaftskritische, sozialpsychiatrische und
psychotherapeutische Forschungen finanziell wie inhaltlich ins
Hintertreffen. Bei häufigen psychiatrischen Erkrankungen wie etwa
Sucht und Depressionen oder auch bei Psychosen kennt man nun die
neurostrukturellen Veränderungen, die sich im Gehirn abspielen.
Allerdings gibt es nur wenig neue therapeutische Maßnahmen zur
Heilung. Die ideologische Einseitigkeit einiger führender
Neurobiologen, die ihre Befunde unzulässig mit Kausalitäten
gleichsetzen und daraus philosophische Behauptungen ableiten, etwa
über Determinismus und Willensfreiheit, hat in der Fachwelt wie in
der Öffentlichkeit zu Recht Skepsis und Kritik hervorgerufen. Das
führte mittlerweile dazu, die Beobachtungen der Hirnforschung
wieder zu relativieren und sich neu auf zentrale methodische und
klinische Inhalte von Medizin und Psychologie zu besinnen. Die
vorliegende Streitschrift beschreibt und erklärt in einer gut
verständlichen Sprache zahlreiche dieser unhaltbaren Widersprüche
und liefert dazu gut begründete Kritik. Ihr ist eine weite
Verbreitung zu wünschen.
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