Rezension zu Wer liebt, der straft?

Lambda Nachrichten, März–April, Nr. 168, 39. Jahrgang, 1/2017

Rezension von Christian Höller

Die bunte BDSM-Welt

Es gibt nicht wenige Lesben und Schwule, die auf BDSM stehen. Mit der Roman-Trilogie »Shades of Grey« ist SM-Sex auch unter Heteros salonfähig geworden. In dem Buch »Wer liebt, der straft?« kommen dazu anerkannte Sozial- und Kulturwissenschaftlerlnnen sowie Vertreterinnen der Szene zu Wort. Die Autorinnen zeigen, dass sich die öffentliche Diskussion über SM-und BDSM-Erotik zwischen Pathologisierung und Anerkennung bewegt. So haben die Liberalisierungs- und Selbstbestimmungsbestrebungen in der westlichen Welt dazu geführt, dass Sexualität weitgehend als rein persönliche Angelegenheit gesehen wird. Der Rahmen und die Grenzen werden zwischen den Sexualpartnerinnen im Sinne einer Verhandlungs- und Konsensmoral ausgehandelt. Doch gleichzeitig räumen in dem Buch SM-praktizierende Frauen und Männer ein, dass es für sie zunächst nicht einfach war, ihre Form der Sexualität in ihr Leben zu integrieren.

In Interviews meinten BDSMlerlnnen, es sei »erst mal ganz schrecklich gewesen, mir einzugestehen«, »dass mir das Spass macht, anderen weh zu tun«. Es habe eine »ganze Zeit gedauert, bis ich das so für mich akzeptiert habe«. Das Buch macht auch deutlich, dass in den BDSM-Szenen unterschiedliche Tabus herrschen. So werden beispielsweise in der schwulen BDSM-Szene Cross-dressing und andere Formen von »gender play« tabuisiert. Weiters stehen in der lesbischen und schwulen BDSM-Szene nicht-paarbezogene Formen der Sexualität an der Tagesordnung, während diese in der heterosexuellen BDSM-Szene noch immer eine Ausnahme sind.

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