Rezension zu 100 Jahre Freuds »Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie«
Lambda Nachrichten 6/2006 November/Dezember Nr.114 28.Jg.
Rezension von Gudrun Hauer
Ergebnisse der Re-Lektüre dieses umfangreichen Aufsatzes sind in
den beiden Sammelbänden 100 Jahre Freuds »Drei Abhandlungen zur
Sexualtheorie« sowie in Freud und das Sexuelle
niedergelegt. Ganz im Sinne Freuds wird hier der Begriff des
Sexuellen erweitert – etwa um die Auseinandersetzung mit
Weiblichkeit und Männlichkeit. Auch Ergebnisse empirischer
Sexualwissenschaft werden eingearbeitet, so etwa Beobachtungen der
Säuglingsforschung. Entgegen der Entsexualisierung der
Psychoanalyse in neueren psychoanalytischen Strömungen und Schulen
definieren hier die meisten Autorinnen den Menschen als Triebwesen,
sie betonen die Notwendigkeit, ja Unverzichtbarkeit der
Beibehaltung der Triebtheorie und fragen auch danach, ob heute eine
geglücktere Balance zwischen Trieb und Gesellschaft möglich sei als
zu Freuds Lebzeiten. Deutlich wird, dass Freuds Erkenntnisse und
Ausführungen gerade im Bereich des Sexuellen noch immer zu
provozieren und zugleich zu fruchtbaren wissenschaftlichen
Auseinandersetzungen zu motivieren verstehen – sicher der beste
Beweis für die ungebrochene Aktualität des Denkgebäudes
Psychoanalyse.