Rezension zu Das lebendige Gefüge der Gruppe
www.medpsych.at
Rezension von Volkmar Ellmauthaler
Wer Raoul Schindler begegnen und ihn über mehrere Jahre näher
kennenlernen durfte, war von dessen leiser, trotz allerlei
rhythmischer Besonderheiten grandios präziser Formulierkunst – bei
durchaus ironisch-selbstdistanziertem Humor – fasziniert.
Berührend war gleichermaßen seine detailgenaue Merkfähigkeit und
die Ordnung seiner Bibliothek. Als ich einmal nach mehreren
Übersiedelungen einen Text vermisste, den ich ihm als Duplikat
überlassen hatte, dauerte es nur wenige Minuten, bis er ihn mir zur
Kopie überreichte: »Wollen wir ihn gleich kopieren?«
Sein Willkommen war, ebenso wie seine ständige Bereitschaft,
Telefonate entgegenzunehmen, offen; Stellungnahmen erfolgten in
Form einer leise memorierenden Distanziertheit, wie aus der Sicht
eines »Beobachters der eigenen Situation«, was dazu führte, dass
seine Gesprächspartner im privaten Zusammenhang einen stets freien
Raum möglicher Entfaltung geboten bekamen.
Körperlich fühlbar ist die Erinnerung der rasch nach oben gekippten
Handfläche bei der Begrüßung, die wohl zum Ritual geworden war:
eine Geste nicht des Bittens, sondern des Hereinholens, des
Sich-Öffnens, eines Angebots, das zu nützen jedoch dem Gast
anheimfiel. Oftmals öffneten die Kinder, später Enkelkinder, riefen
nach Rauli. Bis er kam. Pünktlichkeit war sein Anspruch. Doch
Zeitverschiebungen brachten ihn kaum je aus dem Konzept. Es gab die
kleine Bibliothek, ein Gangzimmer mit an den Beinen
messingbeschlagenen Jugendstilmöbelchen, wo man gut warten, zur
Ruhe, zur Besinnung kommen konnte.
Solcherlei Atmosphären mögen auch die HerausgeberInnen des
vorliegenden Bandes bewegt haben, dieses Projekt zu erdenken und in
mehrjähriger Arbeit zu einem guten Ende zu führen.
Schwankte ich beim ersten Bericht über das Vorhaben zwischen
Respekt und einem Gefühl möglicher Fixierung – hatte Raoul
Schindler doch nie ein ganzes Buch veröffentlichen wollen und die
freie Text- und Themenwahl genossen –, so wich diese Sorge
schlichter Begeisterung, als mir das Buch tatsächlich vorlag.
Strukturell besteht es aus drei Teilen: Der erste dient der
Orientierung und Zuordnung von Person, Werk und Zeit, die zweite
besteht aus sehr gewissenhaft eingeleiteten Originaltexten, die
zudem in einem deutlich lesbaren, einheitlichen Nachdruck vorgelegt
wurden, der dritte Teil umfasst ein Glossar, eine Vita und das
bislang detaillierteste Werkverzeichnis, das zu Schindlers
vielfältigen, kurzen und längeren Beiträgen jemals vorlag.
Die maßgeblichen, in Deutschland und Österreich publizierten
Arbeiten waren bisher im Archiv der »Psyche« vorhanden, sie waren
während der vergangenen 20 Jahre bereits digitalisiert worden und
konnten gegen geringes Entgelt als pdf-Dateien abgerufen werden.
Doch setzte diese Nutzung eine recht gezielte Suche voraus, welche
andere Texte, die zum Teil als Vorträge an unterschiedlichen
Seminarorten gehalten worden waren, nicht einschloss.
Das Verdienst der Arbeitsgruppe ist also, ein Kompendium der
signifikanten Arbeiten Raoul Schindlers an die Hand gegeben zu
haben, das obendrein auch sehr gut kommentiert ist und zudem eine
Einordnung in die zeit- und wissenschaftsgeschichtlichen Kontexte
der doch beachtlichen Lebens- und Schaffensperiode Raoul Schindlers
ermöglicht.
Was dabei fehlt, ist ein ausführliches Stichwortverzeichnis, das
gute Textverarbeitungsprogramme heutzutage zumindest
halbautomatisch in Form von Endnoten mit Seitenbezügen anlegen.
Raoul Schindlers Haltung entspricht die sparsame, aber exakte
Kommentierung seiner Texte. Zur Selbstdarstellung neigte er
zeitlebens nicht. Was wirkt, ist die zur Skizze, zum Wort
kondensierte Idee, die sogleich zum wohlwollenden, lebhaften
Diskurs freigegeben ist.
Sein Wort, »wer sich gerne auf ein Podest stellen lasse, möge
bedenken, dass an dessen Beinen bereits gesägt werde«, war den
HerausgeberInnen gewiss bekannt – und haben sie diese Falle
umgangen. Die Wirkung authentischer Überlegungen im Kontext der
Zeit und deren wissenschaftlicher Proponenten reicht aus. Was über
sein Privatleben zu äußern war, wurde erwähnt, wobei er selbst
stets nur das Minimum von sich preisgab (1).
Ausgeblendet sind die – bisweilen symptomatischen – Entwicklungen
innerhalb des von Schindler mit begründeten ÖAGG, der als
Organisation eben jenen Dynamiken unterworfen war und wohl bis
heute ist, die Schindler mitunter warnend beschrieb. Sein Interesse
galt ausdrücklich und geradezu methodisch den »Nicht Angepassten« –
die zuweilen als Omegas auch in dem Ausbildungsverein ÖAGG, selten
sogar von Fachleuten gemobbt und schließlich hinaus gedrängt werden
mochten.
Schindler nahm in kritischen Situationen regelmäßig die Position
des Schwächsten ein, entlastete diese Person, nahm Aggressionen auf
sich und eröffnete allen Beteiligten eine Chance, die je eigene
Position im Moment zu fühlen, zu reflektieren, erweiterte
Möglichkeiten zu ahnen, mit diesen zu experimentieren.
Was gelegentlich als chaotische Interventionsversuche
missverstanden wurde, konnte so das Gedeihen einer Gruppe
ermöglichen. Diese Haltung Raoul Schindlers kommt in dem Sammel-
band hervorragend zur Geltung, wenngleich auch erst durch die
synoptische Lektüre, durch das Aktivieren eigener
Erinnerungsspuren. Die Linie von S. Freud über A. Aichhorn und R.
H. Jokl zu R. Schindler ist konsistent, sie stellt sich sehr gut in
der vor- liegenden Gesamtschau dar. Hilfreich ist an dieser Stelle
die Lektüre eines Buches von Richard F. Sterba: Erinnerungen eines
Wiener Psychoanalytikers (2). Unter den skizzierten Portraits
finden sich auch jene von Aichhorn und Jokl, beides phänotypische
Kontrapunkte zu dem ästhetisch-vornehmen, etwa zwei Meter großen,
leptosomen Schindler, der in Vielem an ein Double des großen
Wilhelm Furtwängler (3) erinnern mochte. Eine treffende
Assoziation, denn abgesehen von der etwas fuchtelnden Gestik
Furtwänglers glichen beide einander wohl durch ihre konzentrierte
Innerlichkeit, wertschätzende Sorgfalt und analytische Konsequenz
der Interpretation: von Mensch oder Werk.
Verdrängte Bewusstseinsinhalte, Konflikte, »herausleben« und im
geschützten Rahmen einer Gruppe »darstellen« zu können, grenzt
konzeptuell an das Hervor- und Zur-Wirkung-Bringen des
musikalischen Geheimnisses aus einer Partitur.
Hier wie da zu befragen sind Auffälligkeiten, etwa Fehlstellen,
Nicht-Erwähntes. So fällt auf, dass Erwin Ringel, ebenfalls
Assistent bei Hans Hoff in Wien, insgesamt nur zwei Mal in
schlichten Aufzählungen Erwähnung findet. Hans Strotzka wird
häufiger erwähnt, dennoch war er, in enger Zusammenarbeit mit
Schindler, maßgeblich für die Einführung der klinischen Supervision
nach dem Fall Lainz (4) 1989, nachdem im Pavillon V systematische
Tötungen an PatientInnen vorgekommen waren. Über Einladung Hans
Strotzkas durfte ich an dem sich bildenden Team zur Organisation
der Team-Supervision an Krankenanstalten teilnehmen, dem damals
bereits Stephan Rudas und eben Raoul Schindler angehörten.
Insofern folge ich nun der »Einladung, Geschichte(n) über die
Entwicklung der Gruppendynamik in Österreich zu erzählen und dem,
was passiert ist, auf die Spur zu kommen« (S. 29).
Nicht nur im Spitalsbereich, auch in der Gruppendynamik als
Organisation, später Lehrinstitut ÖAGG, entstanden auch noch 20
Jahre nach der Gründung wesentliche Groß- und Kleingruppenprozesse,
die wohl in situ erkenntlich und literarisch verarbeitbar, aber
erst rückblickend exakt analysierbar werden.(5)
Auch fehlen wenigstens einzelne Hinweise zu Univ.-Prof. Dr. Sepp
Schindler (6), Salzburg, schon wegen der Namensgleichheit, aber
auch deswegen, weil sein Hintergrund ebenfalls psycho- analytisch
war, sein Interesse auch der sozialen Integration von Außenseitern
galt. – Sepp Schindler war zunächst Vorstands-, dann Ehrenmitglied
des Salzburger Arbeitskreises für Psychoanalyse, er rief einen
ersten Hochschullehrgang für Supervision an der Paris Lodron
Universität zu Salzburg ins Leben. Er war aber auch profilbildend
für die Wiener Sozialarbeit und bezog sich etwa im Rahmen der
Bewährungshilfe des Öfteren auf August Aichhorn und Raoul
Schindler.
Unerwähnt in dem Beitrag von Margreiter u.a. bleibt auch der Ansatz
von Michael Balint (7) zur Beziehungsspiegelung in ärztlichen
Selbsterfahrungsgruppen, die Raoul Schindler gewiss bekannt waren.
Balints Prinzip, die Beziehung und Kommunikation seiner Ärzte
innerhalb der Gruppe darstellen (»spiegeln«) zu lassen, stellt eine
Koinzidenz, eine gewisse Nahebeziehung zur bifokalen
Gruppentherapie Schindlers dar: Die Gruppe wird zur Darstellung von
latenten oder manifesten Konflikten in Außenbeziehungen genutzt,
zugleich dient dieser Prozess der Selbsterfahrung und Fortbildung
von Ärzten zur Optimierung deren eigener Beziehungs- und
Kommunikationsfähigkeit im Umgang mit PatientInnen und deren
Angehörigen, aber auch untereinander in der täglich wünschenswerten
Kooperation. (8)
Im ersten Abschnitt sprachlich wie intellektuell besonders
ansprechend wirken die Beiträge von Judith Lamatsch und Konrad
Wirnschlimmel. Ihnen sind wundervolle Auslöser zahlreicher
Erinnerungen, Assoziationen, Eigenerfahrungen zu danken. Wertvolle
Hintergrund-Informationen runden das Bild ab.
Kommt Raoul Schindler zu Wort, dann jedes Mal nach einer subtilen,
informativen Einleitung, die man nicht missen möchte.
Bemerkenswert ist sein frühes Distanznehmen von chemischen
(Insulin-) und physikalischen (Elektro-) Schockbehandlungen, die in
der Klinik vor Antipsychiatriebewegung und Psychiatriereform zu den
Standard-Therapieversuchen zählten. Noch bemerkenswerter sein
Urvertrauen in die positive Dynamik und autoregulatorischen
Fähigkeiten der (später bisweilen Ersatzfamilie genannten)
Gruppe.
Als wesentlich erkannte Schindler die förderliche Dynamik im
Gegensatz zur pathogenen Erstarrung. Wie allerdings der jugendliche
Student Schindler zu solchen sehr emotionalen Erfahrungen gefunden
hatte, was die Potenziale einer Gruppe anlangt, bleibt im Schatten.
Möglicherweise ist es nicht sehr gewagt anzunehmen, dass hierbei
die eigene Herkunftsfamilie ausschlaggebend war. Auch in seinem
gesamten späteren Leben blieb die Familie ein wesentlicher, niemals
verborgener, Teil des Schindler’schen Gesamtkonzepts. So war die
Bennogasse als ein Mehrgenerationenhaushalt zu erleben, wohin
AnalysandInnen wie WissenschaftlerInnen aus aller Welt, einfache
Studierende, KandidatInnen und Freunde kommen konnten. Bis zuletzt
blieb es an seinem Krankenbett lebendig, ein Kommen und Gehen, ein
ansprechendes Kontaktnehmen und Seinlassen, das ihm sicherlich die
zunehmende Demenz nicht zur Tragödie werden ließ, sondern ihn zum
langsam verblassenden Mittelpunkt einer lebendigen Gesellschaft
werden ließ.
Gruppe bietet jedem, der/die daran Anteil hat, auch eine Palette
von Gefühlen: Schindler beschrieb sie als »Mitgerissenheit«, als
»affektives Zuhören«, als »psychodramatische Aussagen« und
»elastische innere Gleichgewichte« (S. 59 f). Zu einer bedrohlichen
Ausformung solcher Phänomene in der Gegenwart später. In ersten
Fallbeispielen findet sich noch die bis in die Siebzigerjahre
übliche Identifikation des Menschen mit dessen Diagnose, etwa:
»Pat. A., eine paranoide Schizophrenie, erzählt einen Traum:« (S.
61).
Dass daraus keine erstarrte Momentaufnahme, sondern der Ursprung
eines wissenschaftlichen Regenbogens werden konnte, ist ebenfalls
der so gerne querdenkenden, stets »elastischen«
Persönlichkeitsstruktur, auch der Unbeugsamkeit des im eigenen
Familiensystem liebevoll integrierten Menschen zu danken. Wir
leiten daraus ab, dass es nicht bloß des überragenden Intellekts,
sondern auch gewisser materieller Voraussetzungen bedarf, um sich
in Ruhe der Analyse evidenter Phänomene zu widmen und daraus
überragende wissenschaftliche Schlussfolgerungen zu ziehen:
Mikrokosmos und Makrokosmos von »Gruppe« – Partnerschaften
innerhalb von Familiensystemen – gehen über in das Gelingen von
Außenbeziehungen, die wiederum als Spiegel der ursprünglichen
Dynamiken wirken können.
So konnte sich beinahe organisch ein Vorverständnis für eine
weitere innovative, bisweilen als provokant erlebte, Idee
herausbilden: die ausdrücklich stellvertretende Therapie von
Bezugspersonen an Stelle der von jenen vorgestellten,
vermeintlichen oder tatsächlichen PatientInnen, erst in zweiter
Linie psychotherapeutische Maßnahmen zusammen mit dem jeweiligen,
ebenfalls Leidenden zu unternehmen – das aber in einer Phase der
Entlastung (s.a. Schema S. 65).
Ein zweites Fallbeispiel, Fall 9 genannt, erinnert mich an zwei
ähnlich gelagerte Therapieerfolge von Schindlers Weggefährten: Hans
Strotzka (9) betreute die Wiener Neustädter Autorin Annemarie
Euphrosine Moser. Ihre Therapie glückte, sie beschrieb diese Zeit
in dem leider wenig bekannten, doch lesenswerten Roman Türme.
Protokoll einer Heilung (10).
Der andere Patient ist Peter Turrini(11). Auch er hat öffentlich
darüber geredet. Sein Therapeut war Erwin Ringel(12), dessen
unkonventioneller Ansatz ebenfalls System hatte. Als Turrini eine
Krise durchlitt, beorderte Ringel ihn kurzerhand (»Haben Sie einen
Rock und eine Krawatte?«) zu einem Fest, das er nicht verlassen
konnte. Ohne die Abstinenzregeln zu verletzen, wurde der Patient in
eine informelle Gruppe integriert. Später, in der Hauptvorlesung,
erschien er bisweilen, sprach über seine Therapie und las eigene
Texte. Schindler hätte darüber seine Freude gehabt. Bei Künstlern
ging und geht es letztlich darum, die unbewussten Konflikte derart
bearbeitbar zu machen, dass eine Symptombildung oder Somatisierung
ausbleiben kann, dennoch aber die affektive »Energie« – der
künstlerische Eros – erhalten bleibt. So kann Destruktion in
konstruktive Schaffenskraft umgewandelt werden. Das Gesamtwerk
Turrinis beweist dies auf besonders eindrucksvolle Weise; samt
seinen vielfältigen Kraftausdrücken, die ihn bisweilen als einen
»literarischen Alfred Hrdlicka(13)« anmuten lassen.
Was sind nun gelungene Dynamiken? Was nicht gelungene? Darüber hat
Schindler stets geschwiegen. Ein anderer Wegbegleiter und Freund,
Richard Picker(14), fehlt ebenfalls in dem vorliegenden Buch: Er
hatte die Gestaltpsychologie nach Wien gebracht und als
Therapieform etabliert. Sein Buch »Exorzismus war gestern.
Entdämonisierung durch Psychotherapie«(15) schildert unter anderem
einen Großgruppenprozess in Alpbach, der tatsächlich auf eine
besondere Weise aus dem Ruder lief, den auch Schindler nicht zu
Ende bringen konnte – wobei er unvermutet erkrankte und an dem Ende
nicht teilnahm.
Es bedarf demnach einer Außenperspektive, um Besonderheiten
wahrnehmen und deuten zu können: Supervision. – Richard Picker war,
wie Schindler, ein begeisterter Lehrender, zugleich Theologe und
Psychotherapeut. Er begleitete Raoul Schindler während der letzten
Zeit und verstarb, ebenfalls rapide dement geworden, ein Jahr
darauf.
Genesung ohne Gewaltrituale bedeutet es also, sich der
schöpferisch-künstlerischen Freiheit bewusst zu werden und diese
möglichst im supportiven Gruppenkontext zu nützen.
Nach diesem Exkurs finden wir zu Schindlers Modernität zu- rück,
die sich bereits 1952 äußert: Die nur vier Jahre zuvor verwendete
Terminologie Karl Jaspers’ bezeichnet er damals bereits als »alte
Gedankengruppen« (S. 71). Zugleich aber wird die Terminologie des
Freud’schen »Energie-Konzepts« weitergeführt (S.73 u.a.) – hier ist
etwa an »Triebe und Triebschicksale« (Freud: 1915(16)) zu
denken.
Möglicherweise treffen sich also Strotzka, Ringel, Picker und
Schindler dort, wo es um die Erhaltung des Kreativen, um die
Nutzung von Beziehungssystemen im Dienste der individuellen und
gesamtheitlichen Gesundung geht: Gruppe wirkt auf Individuum,
Individuen auf Gruppe: elastisch, wie Schindler sagt, nicht starr.
Die »Energien« zwischen Eros und Thanatos bewusst und nutzbar
machen. Freud mochte das Phänomen der kreativen Umformung von
sexueller Triebenergie anfangs Sublimierung nennen. Seine
Affektlehre aber wird in der Gruppe auf neue Art bedeutsam. Im
Grunde ist Gruppe ein Abbild des Einzelnen wie des Kosmos.
Der wissenschaftlich-therapeutische Ansatz findet sich bei Freud
wie Schindler in der angewandten Affektlehre (17).
Frühe Arbeiten, manche zusammen mit Ringels und Schindlers Chef,
Hans Hoff, deuten weitere Phänomene, etwa des »verlängerten
Heimkehrersyndroms« (S. 93–94), das wir heute unter
»Posttraumatische Belastungsstörung« kennen. Bleibt diese unerkannt
bzw. untherapiert, kann diese zu einem aggressiv-fremdschädigenden
oder antisozial-autoaggressiven bis hin zu
chronifiziert-depressivem, am Ende suizidalem Verhalten führen.
Ein anderer Begriff Schindlers blieb weitgehend unbeachtet,
wenngleich auch er gut seine eigene Grundhaltung beschreibt:
»Ausgesetztheit in stimulativer Ungesichertheit« – die sich, ja,
»kreativ von der gesicherten Schulenorientierung der 90er Jahre
unterscheidet« (S. 99).
Spiegelgleich findet sich das schöne Bild, wie Schindler zusammen
mit Moreno (der damals ebenfalls um Zugehörigkeit rang) auf den
484m hohen Kahlenberg fuhr, um aus der erhöhten Außenperspektive,
mit Blick auf Wien und den Donaustrom, einen mehrschichtigen
Perspektivenwechsel anzubieten (S. 100).
Die Ablösung vom eher der Organmedizin und Hirnphysiologie
verpflichteten Hoff scheint für Schindler wie auch Ringel nur eine
logische Konsequenz, baute doch jeder für sich an einem
ganzheitlichen Konzept: einer an der Psychosomatik, wie Thure von
Uexküll(18) und andere, in Orientierung auf die »Biopsyche« – der
andere an der gestaltenden Kraft der Gruppe und an der bifokalen
Gruppentherapie.
Schließlich findet Schindler früh (1954, publiziert 1957) zu der
»soziodynamischen Grundformel« und deren vielfältigen
Entsprechungen und Ableitungen. Hierin liegt der Wert seiner
Grundlagenarbeit (im Original in Psyche Nr. 11 [1957] S. 308–314,
in ihrer Kürze und Prägnanz kaum erreicht, wenn nicht im Vergleich
mit Wittgensteins »Tractatus logico-philosophicus«): in der
vielfältigen Anwendbarkeit, die mit der Zeit sogar
»umgangssprachlich« geworden ist (S. 105–123, 125–136).
Über die Positionen Alpha, Beta, Gamma, Omega und Gegner ist häufig
geredet und publiziert worden, auch die Omega- Rochade scheint
geläufig, wird aber bisweilen missverstanden (S. 159–167).
Schindler definiert auch die Position des Trainers bzw. des
Therapeuten als eine eigenständige innerhalb der Gruppe, wobei
allerdings diese ein hohes Maß an innerer, analytischer Distanz bei
gleichzeitiger empathischer Präsenz erfordert, um im rechten
Zeitpunkt die am besten wirksame Intervention setzen,
Übertragungsphänomene aushalten und nützen zu können: im Dienste
der therapeutischen Aufgabe. Erst so kann eine Verzahnung zwischen
Umwelt und Inwelt gelingen, frei nach Carusos
»Koinzidentalkorrespondenz« (miteinander wechselweise abhängige
Gleichzeitigkeit bzw. Zufälligkeit) – s. S. 169–182.
Der Begriff der Personalisation (der Gruppe) stellt gewissermaßen
eine Antithese zu aktuellen Vorkommnissen dar, die mit der
libidinösen Übertragungsreaktion von Großgruppen auf »Führer« zu
tun haben (Erdoğan und Trump seien hier genannt).
Gibt – wie in »Massenpsychologie und Ichanalyse« geschildert – ein
Individuum Anteile seiner Persönlichkeit zugunsten des Gruppen-Wir
auf und löst das Individuum sich im Wir auf, kann eine heftige
libidinöse Übertragung auf den Führer stattfinden, vollkommen
unerheblich, welche objektiven Wahrheitswerte dessen Aussagen haben
mögen: Ein Mann schreit weinend in die TV-Camera: »Allah nehme mein
Leben und gebe es Erdoğan.«
Trump wiederum genießt einen raren Moment der Verwunderung während
des Wahlkampfes 2016 und kräht: »Ich könnte auf der 5th Avenue
glatt einen Menschen erschießen, es würde mich keine Stimme kosten!
Großartig! Einfach großartig!«(19)
Dem gegenüber steht die Repersonalisation von Gruppen: Hier gewinnt
der Einzelne wie auch die Gruppe selbst zunächst weggegebene
Anteile des Selbst und dessen Libido zurück und kann damit sich
selbst rekonstituieren: Ein wesentlicher Grund, weshalb just das
von Diktatoren verhindert wird. Eine »fortschreitende Erweiterung
der Wert- und Weltbezüge« (S. 170) wirkt demnach den autoritären
Ambitionen Einzelner entgegen. Sie wirkt auf Gruppen wie Individuen
emanzipatorisch. Voraussetzung sind Bildung und die Fähigkeit zur
kooperierenden Selbstorganisation.
Siehe dazu auch Karl Raimund Popper: Die offene Gesellschaft und
ihre Feinde(20) (Bd I und II), eine sehr lesenswerte Arbeit.
Thematische Bezüge dazu finden sich, ob bewusst gesetzt oder
unbewusst als »Koinzidenz« bei Schindler, etwa in »Krise der
Gruppe« (S. 321 ff).
Die genannten Massen- und Großgruppenprozesse finden quasi als
Kleinformat Ansätze in Schindlers Familienberatungsstelle 1966, die
mögliche therapeutische Settings vom klinischen Betrieb zunehmend
emanzipiert, ohne zur Gänze darauf zu verzichten (S. 183–191).
Die konsequente Weiterführung der »Personalisationsidee« findet
sich in basisdemokratischen Einrichtungen wie dem »Hausparlament«
an einer psychiatrischen Abteilung und verschiedenen Arten eines
öffentlichen »Patienten-Café«.
In den 80er Jahren nahm Schindler auch mehrere Sommer hin- durch
zusammen mit seiner Frau Jutta an Familientherapiewochen teil, die
er supervisorisch begleitete, wo kleine Vorträge gehalten, Ideen
diskutiert und tagsüber, bisweilen auch nachts, TeilnehmerInnen
betreut wurden. Diese Wochen fanden oft in Wiener Neustadt,
Niederösterreich, gelegentlich auch in Lienz–Zettersfeld, Osttirol,
oder in St. Georgen am Längsee, Kärnten, statt. Sie sind nur
rudimentär dokumentiert (21), weswegen ich sie hier ergänzend
erwähne. Das Setting war informell strukturiert. Es gab ein
»Intim-Team« bestehend aus dem Ehepaar Gertraud und Heribert
Czerwenka-Wenkstetten, Psychologin und Psychiater, fallweise auch
Wolf und Margret Aull, diese jedoch in einer eher beobachtenden
Position, und mir. – Das »erweiterte Team« bestand aus jungen
PsychologInnen, SozialarbeiterInnen und StudentInnen bzw.
KandidatInnen, die gesondert gecoacht wurden. Die Gruppe der
TeilnehmerInnen setzten sich aus mehr oder weniger kompletten
Familien mit Kindern sowie Einzelpersonen zusammen, von denen
einige stark bewegungseingeschränkt im Rollstuhl und daher
pflegebedürftig waren, ein anderer blind und selbstständig, andere
psychisch leidend.
Diese Mischung erschien anfangs regelmäßig unfassbar; wechselweise
Assistenz und gruppale Dynamiken sowie die Angebote an Gesprächen,
informellen und strukturierten Gruppen, erzeugten jedoch zumeist
ein erstaunlich therapeutisches Klima – wenngleich Krisen und
Extremereignisse durchaus vorkamen.
Die Schindler’sche These des bifokalen therapeutischen Setting
gedieh zuweilen multifokal, was in den Abendbesprechungen zu
theoretischer Artistik geriet, nicht allein wegen der merkbaren
Übermüdung aller. Dennoch konnte etwa mit einem psychotischen
Mathematiker auf der Symbolebene (Ziffern, Nummern von Wiener
Tramwaylinien etc.) eine erstaunliche Kommunikation hergestellt
werden, die darin mündete, dass er schließlich uns über
Rechenaufgaben dazu anleitete, seinen nahen Geburts- tag zu
errechnen – was eine sehr zufriedenstellende Erweiterung besonders
für das therapeutische Team ergab, woran ich mich immer gern
erinnere. Ein andermal wurde eine Flüchtlingsfamilie betreut, deren
Vater im Krieg verschollen war, wobei der damals 12-jährige Sohn
Vaterfunktionen übernahm und begann, seine Mutter und jüngere
Schwester zu bestimmen und zu verteidigen. Hier wurden schon sehr
früh kulturelle und religiöse Aspekte deutlich, die uns heute neu
und vermehrt betreffen.
Die Mahlzeiten wurden gemeinsam eingenommen und gerieten Dank Jutta
zu höchst lustigen Ereignissen.
Theoretisch interessant bleibt der Ansatz größtmöglicher
Durchlässigkeit zwischen TeilnehmerInnen und BetreuerInnen, deren
Identität nie aufgegeben, aber während der gemeinsamen Arbeit
zunehmend unwesentlich wurde. Nach dem Ableben von Heribert und
schließlich auch Raoul hat sich eine solche Konstellation jedoch
nicht wiederholt.
Die Analyse der Gruppenprozesse hätte eines/einer eigenständigen
»unbeteiligten BeobachterIn« bedurft, die wir nicht finanzieren
konnten. So bleibt nur die persönliche Erinnerung. Allerdings wird
diese geweckt durch Schindlers Analogiemodell der Entsprechung
psychischer Instanzen mit den Gruppenpositionen (S. 207), dessen
Wahrheitswerte oftmals augenscheinlich wurden. Schließlich nähert
sich Schindler in seinen Trainingsgruppen für Ärzte neuerlich dem
Balint’schen Modell (s. Endnote v), geht aber mit dem dynamischen
Ansatz doch darüber hinaus.
Die bekannten Phasen – beginnend mit bisweilen zermürbend-
machtvollem Schweigen – schildert Schindler klarer und weniger
komplex als einige Kollegen (etwa in der »strukturierten Methode«
nach Lanssen und Haans aus deren Modell einer hoch komplexen
Abfolge rationaler Schritte, denen folgend ein Gruppenprozess,
insbesondere zum Zweck der Supervision, einfach zu steuern sei). –
Solche Steuerungsmechanismen erscheinen günstig – jedoch eher für
die Leitung im Sinne einer effizienten Nutzung von Trainingszeiten,
als sie für eine dynamische Entwicklung im Sinne Schindlers
nützlich und förderlich wäre.
Klarheit ist wohl eine der hervorragendsten Eigenschaften Raoul
Schindlers als Theoretiker – weniger deutlich in der Praxis. Hier
schien er häufig das entstehende und sich möglicherweise dynamisch
selbst regulierende Chaos zu genießen. Ein stehen- der Halbsatz
zieht durch meine – unsere gemeinsame – Erinnerung: dieses
Schindler’sche »Wieso nicht? Warum nicht anders?«
»Also verbleibt doch ›Chaos‹. – Ja, warum eigentlich nicht?«
(1) Kurze Würdigung Raoul Schindlers:
http://medpsych.at/Lehrer-R-Schindler.pdf
(2) Richard F. Sterba (*1898 Wien, †1989 Michigan, USA):
Erinnerungen eines Wiener Psychoanalytikers. – Frankfurt/Main:
Fischer TB 1985. ISBN 3-596-27354-4.
(3) Gustav Heinrich Ernst Martin Wilhelm Furtwängler (1886–1954),
Dirigent, Komponist.
4) Claus Pandí: Lainz – Pavillon V. Hintergründe und Motive eines
Kriminalfalls. Mit Beiträgen von Erwin Ringel, Karl Fellinger u.a.
– Wien: Carl Ueberreuter 1989.
(5) Volkmar Ellmauthaler: Die Wölfe. In: Drei Erzählungen. – Krems:
NÖ Literaturforum 2001 (nunmehr erhältlich über editionL: ISBN
978-3-902245-11-3).
(6) Univ. Prof. Dr. Sepp Schindler (1922–2012). Univ.-Prof.,
Psychoanalytiker, Vorstandsmitglied und Ehrenmitglied des
Salzburger Arbeitskreises für Psychoanalyse. – Eine Würdigung
findet sich bei Alfons Reiter: Zum 80. Geburtstag von Prof. Sepp
Schindler. In: Prenatal and perinatal Psychology and Medicine 14,
3/4 (pg. 440-441), 2002. – Zwei frühere Würdigungen finden sich
bei
1. E. Falzeder, A. Papst: Wie Psychoanalyse wirksam wird.
2.
Ernst Federn: Von August Aichhorn zu Sepp Schindler. In: Sepp
Schindler zum 65. Geburtstag. – Salzburg 1987.
(7) Michael Balint (1896–1970), ungarischer Psychoanalytiker,
Schüler von Hanns Sachs und Sándor Ferenczy. Proponent der
Psychosomatischen Medizin in Ungarn, Autor zahlreicher Werke, auch
zus. m. Ehefrau Enid. Emigration nach GB, wissenschaftliche
Tätigkeit an der Tavistock-Clinic, London.
(8) Siehe dazu Volkmar Ellmauthaler: Das Prinzip der dynamischen
Gruppe im Vergleich zur Balint’schen Beziehungsspiegelung. Ein
Lernbehelf. Als pdf verfügbar auf Anfrage:
http://medpsych.at/balint-vgl.pdf und (ebenfalls als pdf auf
Anfrage) Volkmar Ellmauthaler: Das ärztliche Gespräch.
http://medpsych.at/Arzt-Pat-Gespr.pdf
(9) Hans Strotzka (1917–1994) Sozialmediziner,
Universitätsprofessor, Psychoanalytiker nach Sigmund Freud, Autor
mehrerer Lehr- und Fachbücher.
Informationen:
http://medpsych.at/lehrer-hansstrotzka.pdf und
http://medpsych.at/lehrer-hansstrotzka.png
(10) Annemarie E. Moser (*1941): Türme. Protokoll einer Heilung. –
Graz, Wien, Köln: Styria 1981. Roman. ISBN 3-222-11330-0
Über
»Türme« im Kontext der Psychiatriereform existiert eine lesenswerte
Diplomarbeit von Birgit Langer (*1970): Auswege. Die Bewältigung
von psychischen Erkrankungen und Krisen in den Romanen Türme,
Vergitterte Zuflucht und Das eingeholte Leben von Annemarie E.
Moser. – Wien: 1995 (Universitätsbibliothek Wien. Auf Anfrage bei
editionL erhältlich: 121 Seiten, Bibliographie, 34 Seiten Anhang
mit Bibliographie der Autorin. Leseprobe:
http://medpsych.at/auswege.html
(11) Information zu Peter Turrini (*1944 in Kärnten):
http://www.turrini.at/
Schriftsteller. Bühnenautor. Lebt heute
abgeschieden in einem kleinen Dorf nördlich von Wien.
(12) Erwin Ringel (1921–1994): Neurologe-Psychiater,
Psychotherapeut. Suizidforscher. Autor. Gründer des Wiener
Kriseninterventionszentrums. Adlerianer, Präsident der
Adlerianischen Gesellschaft Wien. Vertreter der Psychosomatischen
Medizin in Wien. Informationen:
http://medpsychl.at/lehrer-erwinringel.pdf und
http://medpsych.at/Leher-erwinringel-erg.pdf
(13) Alfred Hrdlicka (1928–2009): ein wesentlicher Graphiker und
Bildhauer Wiens der Siebzigerjahre. Umstritten und verehrt: ein
grobschlächtig-feinsinniger Zeitendeuter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Hrdlicka
(14) Richard Picker (1933–2015) – Zunächst Theologe, dann
laiisierter Priester, Psychotherapeut, Lehrtherapeut
Gestalttherapie und Gruppentherapie. Eine Würdigung findet sich
hier: http://medpsych.at/RichardPicker.pdf
(15) Richard Picker: Exorzismus war gestern. Entdämonisierung durch
Psychotherapie. – München: Kösel 2009. ISBN 978-3-46636829-7.
Rezension: http://medpsych.at/Rezension-Picker.pdf
xvi
(16) Sigmund Freud (1856–1939): Über Triebe und Triebschicksale.
In: Studienausgabe Band III – Psychologie des Unbewußten (S. 75–102
u.a.). – Frankfurt/Main: Fischer Wissenschaft (TB-Ausgabe) 1982.
ISBN 3-596-27303-X.
(17) Zur Affektbildung und –führung in der Psychotherapie mit
Schizophrenen (S. 79). Original in: Wiener Zeitschrift für
Nervenheilkunde und deren Grenzgebiete, Nr. 5. S. 155–174
(1952).
(18) Thure von Uexküll (1908–2004): Mediziner und Begründer der
psychosomatischen Medizin sowie Mitbegründer der Biosemiotik.
Psychosomatische Medizin (1963). Psychosomatische Medizin.
Theoretische Modelle und klinische Praxis, Herausgegeben von Rolf
Adler. München und Jena: Urban & Fischer bei Elsevier, 2011. ISBN
978-3-437-21831-6.
(19) Siehe dazu auch V. Ellmauthaler: Macht und Konflikt. Als pdf
auf Anfrage erhältlich: http://medpsych.at/Macht-Konflikt.pdf
(20) Sir Karl Raimund Popper (*1902 in Wien, †1994 in London):
Philosoph, Erkenntnistheoretiker, Logiker. Begründer des
»Kritischen Rationalismus« (abgeleitet aus dem logischen
Positivismus). Die zitierten Bände sind: Die offene Gesellschaft
und ihre Feinde. Band I: Der Zauber Platons, Band II: Falsche
Propheten: Hegel, Marx und die Folgen. (Original: The Open Society
and its Enemies 1945 und 1958), überarbeitete Ausgabe dt: Tübingen:
Mohr-Siebeck 1992, nochmals durchgesehen und ergänzt: 2003.
Studienausgabe: ISBN 3-16-148069-4. Würdigung:
http://medpsych.at/lehrer-sirkarl.pdf
(21) Volkmar Ellmauthaler: Protokoll eines Großgruppenprozesses
1991. – Auf Anfrage erhältlich bei editionL:
http://medpsych.at/GG-Prozess-Schindler-1991-web.pdf .
www.medpsych.at