Rezension zu Patient Scheidungsfamilie (PDF-E-Book)
Kontext. Zeitschrift für Systemische Therapie und Familientherapie 1/2014
Rezension von Beate Jaquet
In diesem Buch vereinigt Helmuth Figdor Vorträge und Artikel, die
er zum Thema Trennung und Scheidung gehalten bzw. verfasst hat.
Zielgruppe waren immer die Helfersysteme rund um die
Familiengerichtsbarkeit und den Trennungs- und Scheidungsprozess.
Das Buch ist als ein Ratgeber für die unterschiedlichsten
Professionen – Familienrichter, Rechtsanwälte, Mitarbeiter von
Jugendämtern und Beratungsstellen, Verfahrensbeistände, Gutachter –
gedacht und kann auch als ein solcher verwendet bzw. gelesen
werden.
Um die Komplexität des Themas zu reduzieren und übersichtlich zu
gestalten, hat der Autor sein Werk in vier Kapitel unterteilt:
1. Wenn zwei sich streiten, was braucht das Kind?
2. Therapie und Beratung
3. Wenn Beratung zu scheitern droht ...
4. Das Kindeswohl im Familiengerichtsverfahren
Neben ganz praktischen Beispielen erhält der Leser 18 Empfehlungen
und Hinweise für eine gelingende Trennung und Scheidung. Und er
erfährt gleichzeitig, weshalb es Eltern so schwer fällt, diesen zu
folgen. Wir lesen deshalb einige Seiten weiter, welcher Art die
Erkenntnisprozesse der Eltern sein müss(t)en, um ihre Haltung und
ihr Handeln in den Dienst der Entwicklung ihres Kindes stellen zu
können. Helmuth Figdor macht außerdem deutlich, weshalb es so
wichtig ist, dass Eltern in dem Fall, in dem keine
Kindeswohlgefährdung vorliegt, (auch durch Gutachter) darin
unterstützt werden sollten, eine einvernehmliche Lösung bezüglich
des Aufenthaltes zu finden, die sie gemeinsam verantworten, Eltern
bleiben Eltern!
Wir erfahren darüber hinaus fünf Gründe, weshalb Kinder den Kontakt
zu einem Elternteil verweigern können, ohne dass dies das Produkt
eines »entfremdenden« Elternteils (PAS) ist. Helmuth Figdor
ermutigt die Helfer, sich von einer einseitigen
Täter-Opfer-Zuschreibung zu verabschieden und stattdessen nach
konstruktiven individuellen Lösungen mit den Betroffenen zu
suchen.
Interessant ist auch das österreichische Modell des
Kinderbeistandes, das vorgestellt wird. Dieses Buch sollte auf
keinem Schreibtisch von Fachleuten fehlen, die mit Trennungs- und
Scheidungsfamilien arbeiten.