Rezension zu Sterben in stationären Pflegeeinrichtungen (PDF-E-Book)
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Rezension von Prof. Dr. Margret Flieder
Thema
Zum Themenkomplex von Sterben und Tod gibt es inzwischen zahlreiche
Veröffentlichungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Der
vorliegende Band lenkt die Aufmerksamkeit auf das Sterben in
stationären Pflegeeinrichtungen, denn dies sind die Orte, wo die
meisten Menschen ihr Leben beenden. Dieses Buch knüpft inhaltlich
an den Band »Sterben im Krankenhaus (2013)« an, der ebenfalls von
Wolfgang George herausgegeben wurde, erweitert die dort vorgelegten
Erkenntnisse hier um die Perspektive der stationären
Pflegeeinrichtungen der Altenpflege mit ihren Spezifika.
Angesichts der zahlreichen Kapitel (23) und der Summe der
beteiligten AutorInnen (35) ist diese Rezension mit den Angaben zu
den AutorInnen und kurzen Kommentaren zu jedem Kapitel länger als
üblich. Wer sich vor allem über geeignete Zielgruppen des Bandes
und die Diskussion informieren möchte, kann direkt zu diesen
Punkten »springen«.
Herausgeber
Wolfgang George ist Honorarprofessor an der technischen Hochschule
Mittelhessen, Dipl.-Psych. und Krankenpfleger. Seine
Arbeitsschwerpunkte sind Versorgungsforschung und Beratung,
Sterbebedingungen in klinischen Einrichtungen, Qualitätsmanagement,
Gesundheitsversorgung und Fortbildung.
AutorInnen
• Stefanie Becker ist Psychologin und Gerontologin sowie Leiterin
des Instituts Alter der Berner Fachhochschule. Ihre
Arbeitsschwerpunkte sind Lebensqualität und Demenz sowie
Personalentwicklung in Gesundheitsberufen.
• Karl Bitschnau ist Sozialarbeiter, Leiter des Hospizes Vorarlberg
und Fachbereichsleiter der Caritas der Diözese Feldkirch. Seine
Arbeitsschwerpunkte betreffen Hospizkultur und Palliative Care im
Pflegeheim.
• Kathrin Engel ist Professorin für Pflegewissenschaft an der
Evangelischen Hochschule Dresden und Krankenschwester. Ihre
Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Qualitätsmanagement und
Theorie-Praxis-Transfer in der Langzeitversorgung.
• Feline Engling-Cardoso arbeitet als wissenschaftliche
Mitarbeiterin bei einem Unternehmen im sozialpolitischen Bereich.
Ihre Arbeitsschwerpunkte betreffen Sterbebedingungen und
End-of-Life-Care in Irland.
• Friedemann Ernst ist Internist, Allgemeinmediziner und
Sozialmediziner sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter des
Kompetenz-Zentrums Geriatrie des GKV Spitzenverbandes. Seine
Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Entwicklung von
Versorgungsstrukturen und der Begutachtung.
• Claus Fussek ist Dipl.-Soz.-Päd., tätig im Leitungsteam der
Vereinigung Integrations-Förderung e.V. (VIF) und Pflegeexperte.
Seine Arbeitsschwerpunkte sind Öffentlichkeitsarbeit und Engagement
für humane Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Pflege.
• Wolfgang George ist Professor für Qualitätsmanagement und
Marketing an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM). Seine
Arbeitsschwerpunkte betreffen die Bereiche Versorgungsforschung,
Management im Gesundheitswesen, regionale Gesundheitsversorgung,
Sterben in Einrichtungen des Gesundheitswesens und Beratung.
• Gerda Graf ist Pflegemanagerin und Geschäftsführerin der
Wohnanlage Sophienhof gGmbH in Niederzier, Organisationsberaterin,
Expertin für Palliative Care und Ehrenvorsitzende des DHPV. Ihre
Arbeitsschwerpunkte sind Palliative Care und Hospizarbeit.
• Reimer Gronemeyer ist emeritierter Professor für Soziologie an
der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seine Arbeitsschwerpunkte
sind Alter und Gesellschaft sowie Modernisierungsprozesse
religiöser und sozialer Institutionen.
• Trutz Haase ist unabhängiger Sozial- und Wirtschaftsberater und
Fachreferent im irischen Gesundheits- und Sozialwesen. In seinen
Arbeitsschwerpunkten befasst er sich mit Armut, Ungleichheit und
Gesundheit.
• Katharina Heimerl ist promovierte Medizinerin und
Gesundheitswissenschaftlerin, Leiterin des Institutes für
Palliative Care und Organisationsethik an der
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Ihre Arbeitsschwerpunkte
betreffen partizipative Forschung in Palliative Care, Palliative
Care und Organisationsentwicklung.
• Jürgen Howe ist Professor für Geronto-Psychologie an der
Universität Braunschweig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind
Betriebliches Gesundheitsmanagement, Mobilität und Alter sowie
klinische Versorgung bei Demenz.
• Giovanna Jenni ist Pflege- und Gesundheitsexpertin im
Betagtenzentrum Laupen (CH). Ihre Arbeitsschwerpunkte sind
Gerontologie und Palliative Care im Pflegeheim.
• Cathrin Kliemt ist Dipl.-Psych. und psychologische
Psychotherapeutin. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der
Gerontopsychologie.
• Marina Kojer ist Ärztin, Psychologin, Fachärztin für Geriatrie
und Honorarprofessorin an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.
Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Palliativarbeit in der Geriatrie mit
dem Schwerpunkt Demenz.
• Frieder Lang ist Dipl.-Psych., Leiter des Institutes für
Psychogerontologie (IPG) und Professor für Psychogerontologie an
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seine
Arbeitsschwerpunkte beziehen sich auf Entscheidungen am Lebensende,
Vorsorgehandeln und Motivation.
• Karl-Josef Laumann ist gelernter Maschinenschlosser,
Fraktionsvorsitzender der CDU Fraktion im Landtag NRW,
Staatssekretär, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange
der Patientinnen und Patienten und Bevollmächtigter für Pflege.
• Norbert Lübke ist Internist, Geriater und Sozialmediziner, Leiter
des Kompetenzzentrums Geriatrie des GKV-Spitzenverbandes und der
Medizinischen Dienste beim MDK. Seine Arbeitsschwerpunkte betreffen
Weiterentwicklung, Qualitätssicherung, Evidenzbasierung und
Versorgungskonzepte für alte Menschen.
• Kieran McKeown ist promovierter Wirtschafts- und Sozialberater
und Fachreferent im irischen Bildungs- und Familienministerium.
Seine Arbeitsschwerpunkte sind u.a. End-of-Life-Care, Wellbeing von
Kindern und mentale Gesundheit.
• Friedhelm Menzel ist Pfarrer, Vorstandsmitglied im Deutschen
Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflege e.V., Vorsitzender
des Fachausschusses Stationäre Altenhilfe. Seine
Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich von Organisationsentwicklung
von Pflege- und Hospizeinrichtungen, Palliative Care und Spiritual
Care.
• Dirk Müller ist Altenpfleger, MAS in Palliative Care,
Vorstandsmitglied im Deutschen Hospiz- und Palliativverband e.V.,
Projektleiter Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie Berlin. Seine
Arbeitsschwerpunkte sind Bildung und Organisationsentwicklung,
Projektmanagement und Fundraising.
• Friedemann Nauck ist Professor für Palliativmedizin an der
Georg-August-Universität Göttingen, Direktor der Klinik für
Palliativmedizin, Vorstandsmitglied des klinischen Ethikkomitees.
Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen
Versorgungsforschung am Lebensende, Symptomkontrolle, ethische und
rechtliche Fragestellungen.
• Andrea Newerla, Soziologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Institut für Soziologie der Justus-Liebig-Universität Gießen. Ihre
Arbeitsschwerpunkte betreffen Soziologie des Alter(n)s, Demenz und
qualitative Sozialforschung.
• Jens Papke, Internist und Palliativmediziner, Honorarprofessor
für Palliative Care an der Westsächsischen Hochschule Zwickau.
Seine Arbeitsschwerpunkte sind ambulante palliative Versorgung
• Jonathan Pratschke, PhD in Soziologie, wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftswissenschaften der
Universität Salerno, Italien und unabhängiger Sozial- und
Wirtschaftsberater. In seinen Arbeitsschwerpunkten befasst er sich
mit Arbeitsmarktentwicklung und Beschäftigungsverhältnissen in
Europa sowie mit quantitativen Datenanalysen.
• Elisabeth Reitinger ist Professorin für Palliative Care und
Organisationsethik an der Universität Klagenfurt mit den
Arbeitsschwerpunkten Palliative Care im Alter, Gender und
Ethik.
• Michael Schilder ist Professor für Pflegewissenschaft und
Pflegepraxis an der Evangelischen Hochschule Darmstadt. Seine
Arbeitsschwerpunkte sind Demenz und Frühbetroffene von Demenz,
Entlastung pflegender Angehöriger, Gesundheitsförderung.
• Ulrike Schulze ist Professorin für Pflegewissenschaft und
klinische Pflege an der Fachhochschule Frankfurt. In ihren
Arbeitsschwerpunkten befasst sie sich mit Palliative Care,
klinischer Pflegeforschung und didaktischen/fachdidaktischen
Themen.
• Walter Sendner, Dipl.-Rel.Päd., Dipl.-Caritas-Theologe, Referent
für Trauerbegleitung und Hospizseelsorge. Seine Arbeitsschwerpunkte
sind Männer- und Seniorenseelsorge.
• Johanna Tiedtke, Psychologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Institut für Psychogerontologie der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg. In ihren Arbeitsschwerpunkten befasst sie sich
mit Beziehungsgestaltung am Lebensende und der psychologischen
Versorgung von Menschen in der letzten Lebensphase.
• Klaus Wegleitner ist Ass. Prof. am Institut für Palliative Care
und Organisationsethik an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt.
Seine Arbeitsschwerpunkte lauten Palliative Care und Public
Health., Nachhaltigkeit und Caring Societies.
• Birgit Weihrauch, Sozialmedizinerin, langjährige leitende
Tätigkeit im Gesundheitsministerium NRW, Vorstandsvorsitzende des
Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes . Sie ist Mitinitiatorin
der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in
Deutschland.
• Ursula Wiesli, Pflegeexpertin mit Masterabschluss in
Pflegewissenschaften, Mitglied des Präsidiums der Akademischen
Fachgesellschaft für gerontologische Pflege des Schweizerischen
Vereins für Pflegewissenschaft (VfP). Ihre Arbeitsschwerpunkte sind
gerontologische Pflege in ambulanten und stationären Settings.
• Hartmut Wolter, Altenpfleger, promovierter Gerontologe, Dipl.
Pflegepädagoge, Geschäftsführer Freie Altenarbeit Göttingen e.V. In
seinen Arbeitsschwerpunkten beschäftigt er sich mit
Zeitzeugenarbeit, Wohnberatung und Dorfmoderation,
Generationendialog und Lebensqualität im ländlichen Raum.
• Andreas Zimber, Professor an der SRH-Hochschule Heidelberg,
Psychologe M. Sc. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Arbeits-,
Organisations- und Wirtschaftspsychologie, Personalpsychologie
sowie Arbeitsbedingungen in der Altenpflege und Betriebliche
Gesundheitsförderung.
Aufbau
Der Band umfasst 274 Textseiten und ist in dreiundzwanzig Kapitel
aufgeteilt. Es folgen biographische Angaben zu den AutorInnen.
In seinem Vorwort weist der Staatssekretär Karl-Josef Naumann auf
die großen Errungenschaften des medizinisch-technischen
Fortschritts bei der Behandlung von Krankheiten hin und die damit
verbundene höhere Lebenserwartung. Gleichzeitig macht er aufmerksam
auf notwendige Diskussionen über die Rahmenbedingungen in
stationären Einrichtungen.
In einer Übersicht stellt Wolfgang George die fünf inhaltlichen
Bereiche des Bandes vor und gibt Einblicke in jedes der 23 Kapitel.
Bei den Bereichen handelt es sich um
I. Grundlagen,
II. Standortbestimmung bundesdeutscher Praxis,
III. Zielstellung, Vorgehen und Standortbestimmung in drei
europäischen Ländern,
IV. Empirische Studien und
V. Spezielle Aspekte.
Zu Teil I Grundlagen
»Psychosoziale Bedingungen des Sterbens in Pflegeeinrichtungen –
Gerontopsychologische Überlegungen und Ansätze« erläutern Johanna
Tiedtke und Frieder Lang im ersten Kapitel. Ihr Fokus liegt auf den
Bedingungen einer gelingenden Auseinandersetzung mit Verlust- und
Abbauerfahrungen im Alter, insbesondere der Bedeutung von
Beziehungen. Sie regen an, der Bedeutung und der Qualität
emotionaler Beziehungen im Kontext von Pflegeheimen zukünftig mehr
Aufmerksamkeit zu widmen.
Im Kapitel über »Komplexe Bedürfnisse und Gestaltungsoptionen. Eine
gerontologische Perspektive auf das Sterben« gibt Stefanie Becker
Hinweise zur Entwicklung eines empfehlenswerten Gesamtkonzeptes,
das Kommunikation in den Mittelpunkt stellt. Das SENS-Modell
fördert mit seinen Fragestellungen eine systematische Erfassung der
Bedürfnisse und hilft, Barrieren in der Kommunikation mit
Betroffenen und den beteiligten Profis abzubauen.
»Caring. Zur Subjektorientierung im palliativen Setting« lautet das
Kapitel von Ulrike Schulze. Sie stellt als Erkenntnisse eines
palliativen Forschungsprojektes zentrale Dimensionen wie
face-to-face, body-to-body und side-by-side vor, die den Wunsch
nach »Umsorgt-Werden« pflegewissenschaftlich vertiefen.
Zu Teil II Standortbestimmung bundesdeutscher Praxis
Der Beitrag »Fachliche und politische Voraussetzungen zur
Organisation eines guten Sterbens in stationären
Pflegeeinrichtungen« von Birgit Weihrauch weist auf gute Beispiele
der Implementierung von Hospizkultur und Palliativkompetenz hin und
nennt wichtige fachliche Voraussetzungen bzw. Prinzipien für eine
erfolgreiche palliative Orientierung. Als Ansatzpunkte für
politisches Handeln nennt Birgit Weihrauch kommunale und regional
basierte Konzepte, um sich nicht nur an Einrichtungen zu
orientieren.
»Die Implementierung der spezialisierten ambulanten
Palliativversorgung (SAPV) in stationäre Pflegeeinrichtungen«
lautet das Kapitel von Friedemann Nauck. Der Beitrag stellt
zunächst die Grundlagen der SAPV vor und im Anschluss Möglichkeiten
der Implementierung der SAPV in stationäre Pflegeeinrichtungen
anhand eines Stufenmodells.
In ihrem Beitrag »Reflexionen und Empfehlungen zur Entwicklung
eines menschenwürdigen Sterbens« in stationären Pflegeeinrichtungen
reflektiert Gerda Graf eine Haltung der Annahme am Beispiel von
Organisationsentwicklung mithilfe eines
Entwicklungskreislaufes.
Kathrin Engel erläutert »Sterben in stationären
Altenpflegeeinrichtungen. Aspekte professioneller Pflege und
Betreuung«. Ihr Beitrag setzt beim QM an und sie nennt
professionelle Herausforderungen der verschiedenen
Qualitätsdimensionen. Sie weist nachdrücklich auf die
Expertenstandards als professionell gut abgesicherte Instrumente
hin und regt an, diese mehr als bisher anzuwenden.
Das nachfolgende Kapitel von Dirk Müller setzt an mit einer
Standortbestimmung zu »Palliative(r) Geriatrie – mehr als
Sterbebegleitung«. Er richtet den Fokus anhand von
sozial-epidemiologischen Daten auf die Perspektive der Betroffenen.
Deutlich wird das Spannungsfeld zwischen den bekannten Problemen
(Schmerzen, Aufklärung, Mitbestimmung, Kommunikation), den Wünschen
für die letzte Lebensphase und den Anforderungen an die Profis in
der Praxis palliativer Geriatrie.
Mit einer »Teilauswertung der Gießener Sterbestudie 2013« befasst
sich das Kapitel von Eckhard Dommer anhand der Frage: »Wirken sich
die Art der Station und die berufliche Tätigkeit als Arzt oder in
der Pflege auf die Qualität der Betreuung Sterbender aus?« In
diesem Kapitel erfolgt eine ergebnisbezogene Interpretation anhand
von Korrelationen bzw. Variablen. Es ist für die Zielgruppe der
LeserInnen wenig verständlich geschrieben und setzt profunde
Kenntnisse der quantitativen Sozialforschung voraus.
Der Beitrag »Wenn man einem Menschen seine Würde nimmt, dann hört
er auf zu leben« von Claus Fussek stellt anhand von eindrücklichen
Fallbeispielen exemplarisch die problematische Personalsituation in
vielen Pflegeheimen vor. Er betont als Grund- und Menschenrecht
eine schmerzfreie Versorgung, die zu oft nicht gewährleistet wird –
trotz vermeintlicher palliativer Haltung.
Friedhelm Menzel wirft in seinem Kapitel »Palliativ kompetente
Versorgung in stationären Pflegeeinrichtungen aus Trägersicht. Ein
politischer Lösungsversuch über die Soziale Pflegeversicherung«
Fragen auf, die sich auf die Finanzierung angemessener Pflege aus
Sicht der Träger richten. Als einen Weg zur bedarfsgerechten
Versorgung und Finanzierung spricht er sich im Namen der Diakonie
für die Einführung eines personenbezogenen Vergütungszuschlages mit
Zweckbindung aus.
Zu Teil III Zielstellung, Vorgehen und Standortbestimmung in drei
europäischen Ländern
Erfahrungsbezogene Einschätzungen zur Einführung von mehr
Hospizkultur in Kliniken liefert der Beitrag von Feline Engling
Cardosso, Trutz Haase, Kieran McKeown und Jonathan Pratschke zu
»Sterben im Krankenhaus und hospizfreundliche Krankenhäuser.
Reflexionen aus Irland«. Dieses Kapitel gibt u.a. empirisch
gestützte Einblicke in das Programm »Hospice Friendly Hospitals«
und beleuchtet präzise den palliativen Pflegeauftrag in Kliniken
anhand von Behandlungsergebnissen und Einflussgrößen. Ein
selbstkritischer Fokus richtet sich auf das engagierte Ermöglichen
des Sterbens zu Hause.
»Hospiz und palliative Kultur in österreichischen Pflegeheimen«
lautet der Titel des Kapitels von Elisabeth Reitinger, Katharina
Heimerl, Karl Bitschnau, Marina Kojer und Klaus Wegleitner. Nach
einem historischen Rückblick in die frühere Versorgungsstruktur
stellen sie Aspekte der Organisationsentwicklung wie z.B.
Partizipation sowie spezifische Fort- und Weiterbildung in den
Mittelpunkt einer palliativen Qualitätsentwicklung.
Die Nationale Strategie Palliative Care aus der Schweiz wird
vorgestellt im Kapitel »Rahmenbedingungen für die Pflege am
Lebensende in Deutschschweizer Pflegesituationen«. Ursula Wiesli
und Giovanna Jenni geben Einblicke in das Gesundheitssystem der
Schweiz mit Chancen und Grenzen kantonaler Zuständigkeiten, kommen
gleichwohl zu einem positiven Resümee der Entwicklungen.
Zu Teil IV Empirische Studien
Cathrin Kliemt und Jürgen Howe befassen sich auf der Basis einer
empirischen Untersuchung mit »Suizide(n) im Altenpflegeheim«.
Bewohner geben vor suizidalen Handlungen deutliche verbale und
nonverbale Hinweise auf ihren Wunsch nach einem vorzeitigen
Lebensende. Diese Signale werden von den Fachkräften jedoch
überwiegend nicht erkannt oder nicht ernst genommen.
Wolfgang George gibt Einblicke in »Ergebnisse der Gießener Studie
zu den Sterbebedingungen in der stationären Pflege« und stellt
sowohl zentrale Trends als auch problematische Bedingungen in
Anknüpfung an die von ihm erstellte und mit dem Band »Sterben im
Krankenhaus (2013)« veröffentlichte Studie vor. Dieses Kapitel ist
mit knapp 50 Seiten besonders umfangreich und gibt anhand von
zahlreichen Tabellen Einblicke in Details der Untersuchung, die
sich vor allem LeserInnen mit einschlägiger Expertise in
empirischer Forschung erschließen.
Zu Teil V Spezielle Aspekte
Norbert Lübke und Friedemann Ernst befassen sich in ihrem Kapitel
zu »Sterben im Pflegeheim – mehr als eine Herausforderung für die
MDK-Qualitätsprüfungen« mit aktuellen rechtlichen Voraussetzungen.
Sie machen aufmerksam auf die für eine angemessene Finanzierung
unverzichtbare Dokumentation der Leistungen und regen die
Vertragsärzte zu einer intensivierten Auseinandersetzung bzw.
Fortbildung an mit palliativmedizinischen Themen.
Eine pädagogische bzw. vermittlungsbezogene Perspektive vertritt
Hartmut Wolter in seinem Beitrag »Sterben im Altenheim lehren und
lernen«. Anhand von fünf Spannungsfeldern verdeutlicht er die
Notwendigkeit einer sowohl wissens-, als auch kompetenzbasierten
Debatte, die vor allem in den Aus- und Fortbildungen zu führen
ist.
Die »Stunde der Ratlosigkeit« lautet das Kapitel von Andrea Newerla
und Reimer Gronemeyer. Sie machen aufmerksam auf die vielfach noch
ungelösten Probleme bei der Versorgung und beim Sterben von
Menschen mit Demenz.
Die »Palliativversorgung in stationären Pflegeeinrichtungen aus der
Perspektive des niedergelassenen Arztes« steht im Mittelpunkt des
Kapitels von Jens Papke. Er beleuchtet die Versorgungsstrukturen
und macht aufmerksam auf die große Anzahl von BewohnerInnen,
stationärer Pflegeeinrichtungen, die trotz entsprechenden Bedarfs
nicht mit SAPV palliativ versorgt werden.
Der Beitrag von Michael Schilder macht vertraut mit
»Kultursensible(r) und interreligiöse(r) Pflege« sterbender Muslime
in stationären Altenpflegeeinrichtungen. Fachkräfte benötigen
hierfür vor allem transkulturelle Kompetenzen und ein großes Maß an
Selbstreflexivität, das sich auf der Verhaltensebene zeigt bzw.
zeigen sollte sowie durch fortlaufende Personalentwicklung zu
fördern ist.
Andreas Zimber geht der Frage nach, wie es um »Belastungen und
Ressourcen in der professionellen Pflege« steht. Nach einer Analyse
der Arbeitsbelastungen stellt er ressourcenorientierte
Interventionen und Schwerpunkte eines spezifischen
Qualifizierungsprogramms vor.
»Empfehlungen aufgrund der Studienergebnisse und das Deutsche
Palliativsiegel (palliativfreundliche Einrichtung)« gibt Wolfgang
George. Anhand seiner Studienergebnisse zeigt er eine Liste von
Empfehlungen auf, die gelingende Sterbebegleitung ermöglichen.
Anschließend gibt er Einblicke in ein neuartiges Prüfverfahren zur
Erlangung des Deutschen Palliativsiegels, mit dem die praktizierte
Anwendung palliativer Versorgung auf der Prozess- und Strukturebene
abgebildet wird.
Walter Sendner stellt mit »Spiritual Care – den Himmel offen
halten. Orientierungen und (Vor-) Bilder aus der christlichen
Sterbekultur« vor. Er begründet die Notwendigkeit spiritueller
Begleitung von sterbenden Menschen exemplarisch mit theologischen
und psychologischen Beispielen und unterlegt sie mit anregenden
Bildern. Sein Ziel von Spiritual Care richtet sich auf Dimensionen
von Emotionen, die nicht nur religiös vermittelt werden können.
Zielgruppen
Dieser Band ist ausschließlich für Profis geeignet, die einen
Überblick über die vielfältige Thematik gewinnen wollen oder die
auf der Basis von Vorkenntnissen nach aktuellen Anregungen zur
Vertiefung suchen. Besonders sinnvoll ist der Band für Fachkräfte
der Pflege- und Gesundheitsberufe in Weiterbildung(en) mit dem
Schwerpunkt Palliative Care und für Studierende pflegebezogener
sowie verwandter Studiengänge.
Diskussion
Wolfgang George ist es gelungen, zahlreiche AutorInnen mit bester
fachlicher Expertise für diesen Band zu gewinnen, der den ebenfalls
von ihm herausgegebenen Band »Sterben im Krankenhaus« um wichtige
und neue Perspektiven erweitert.
Die große Anzahl namhafter und einschlägig kompetenter AutorInnen
(35) und Kapitel (23) spiegelt die Komplexität und Vielfalt des
Themas in bester Weise wider. Gleichwohl ist damit auch die
Schattenseite dieses Bandes angesprochen, denn der Umfang der
Kapitel liegt zwischen 5und 50 Seiten, die meisten Kapitel umfassen
einschließlich der Quellenangaben ca. 10 Seiten. Mit der
Zusammenstellung ist ein breites Spektrum relevanter Aspekte
abgedeckt, die jedoch aufgrund der Kürze der Beiträge ihre
besondere Relevanz und auch Dynamik kaum entfalten können.
Für die m.E. besonders geeignete(n) Zielgruppe(n) des Buches
liefern vor allem Aspekte wie z.B. die kommunale /regionale
Orientierung (Kap. 4), gesundheitspolitische und trägerbezogene
Positionierungen (Kap. 10), verkannte Suizidwünsche (Kap 14),
Vermittlungsprozesse in Aus- und Fortbildungen (Kap. 17), die
Perspektive niedergelassener MedizinerInnen (Kap. 19) oder
kultursensible Elemente (Kap. 20) sehr gute Anknüpfungspunkte
sowohl für den Alltag in der Pflege, als auch für eine Vertiefung
im Rahmen eines Referates/Leistungsnachweises.
Fazit
Für einen Überblick über aktuelle Diskussionsstränge eignet sich
das Buch gut. Der verbesserungsfähige Bereich liegt in einer
stärkeren Bündelung z.B. zugunsten von
1. innovativen und erfolgreichen Projekten oder
2. zugunsten von primär auf Pflegepraxis oder
3. auf Managementprozesse ausgerichteten Erkenntnissen.
Zitiervorschlag
Margret Flieder. Rezension vom 23.09.2015 zu: Wolfgang George
(Hrsg.): Sterben in stationären Pflegeeinrichtungen.
Situationsbeschreibung, Zusammenhänge, Empfehlungen.
Psychosozial-Verlag (Gießen) 2014. ISBN 978-3-8379-2430-5. In:
socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245,
http://www.socialnet.de/rezensionen/18016.php, Datum des Zugriffs
13.12.2016.
www.socialnet.de