Rezension zu Kontrollierter Kontrollverlust

Musikerziehung, Jahrgang 69, Heft 2, Oktober 2016

Rezension von Gerta Steinringer

Konrad Heiland (Hg): Kontrollierter Kontrollverlust

Der Herausgeber K.H. hat in dieser facettenreichen Publikation selbst nicht weniger als 7 (!) eigene Beiträge veröffentlicht. Angereichert mit sehr beeindruckenden schwarz-weiß Photographien seiner Frau Julianna Heiland werden von den Autoren alle bislang erforschten Zugänge zum komplexen Phänomen Jazz Musik und Performance angesprochen, reflektiert und beschrieben.

Der Schwerpunkt liegt auf der Parallelentwicklung von Jazz und Psychoanalyse; beide, zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden, haben sich an verschiedensten Orten zu besonderen Entfaltungsmöglichkeiten hinaufgearbeitet.

Differenzierte Überblicksdarstellungen der stilistischen Eigenheiten von Jazz und der Geschichte der Psychoanalyse, sehr interessante, aufschlussreiche persönliche Interviews bzw. Gespräche mit renommierten Künstlern geben Einblick in die aktuelle Szene.

Bei diesen absolut gelungenen Versuchen, Psychoanalyse und Jazz in Verbindung zu bringen, verschränken sich beide Bereiche durch das improvisatorisch kreative Schaffen in einem klar strukturierten Rahmen.

Sogar Filmkunst und Architektur werden in den spannenden Diskurs einbezogen, das ganze Buch atmet den Nimbus von Neuem, Aufregendem, Animierendem auf Basis einer solide durchforschten Wissenschafts- und Praxis-Tradition.

Eine fast unüberschaubare Fülle an Erfahrung und Wissen aus der Jazz-Szene einerseits, der psychoanalytischen Praxis und Theoriebildung andererseits wurden hier zusammengetragen und in qualifizierter Dichte vermittelt und verschränkt. Begeisterung für Jazz und Psychoanalyse, sofern nicht bereits vorhanden, wird durch die Lektüre dieses Buches in jedem Falle geschürt bzw. verstärkt, jede Menge fundierter Informationen machen geistiges »Mitschwingen« von Beginn an bis zum letzten Kapitel zu einem bereichernden Hochgenuss!

Gerta Steinringer


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