Rezension zu Die innere Arbeit des Beraters (PDF-E-Book)
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Rezension von Bettina Zehetner
Der innere Film der Berater_innen
Unsere Innenwelt ist mit der Außenwelt untrennbar verschränkt. So
ist auch das Innenleben mit all seinen oft chaotischen und
ambivalenten Regungen wie Lust, Angst, Scham und Zorn in der Person
der Beraterin im Beratungsgeschehen präsent.
Bemerkenswert sind die behutsamen Herangehensweisen der Autor_innen
an ein heikles Thema. Sollen die persönliche Geschichte, die
tagesaktuelle Stimmung, die Angst und Verletzlichkeit der
(Organisations-)Berater_in oder Supervisor_in nicht aus dem
Beratungsprozess »draußen« bleiben? Sie können es nicht und sie
sollen es auch nicht, so die entlastende Antwort auf diese Frage,
ganz im Gegenteil, gerade auch die persönliche Involviertheit
bietet Material für den Klärungsprozess und kann – ausreichend
gemeinsam reflektiert – zum Erkenntnisgewinn und somit zu neuer
Handlungsfreiheit beitragen.
Die Balance zwischen Nähe und Distanz, Engagement und Heraustreten
ist in der Beratungsbeziehung immer wieder auszutarieren, um sowohl
der Falle der zu starken Identifizierung und Verstrickung in
Bündnisse als auch der kalten Distanzierung zu entgehen. Das, was
sich auf unserer inneren Bühne abspielt, den Ratsuchenden als
Material anzubieten geht einher mit dem Containing als Halten von
(noch) Unerträglichem, um es für die Ratsuchenden verdaubar zu
machen. Hier bietet das Konzept der Gegenübertragung von Sigmund
Freud und Paula Heimann entwickelt ein gutes Instrumentarium. Die
Beiträge dieses Bandes beleuchten vor allem die Übertragungs- und
Gegenübertragungsdynamiken zwischen Teams und
Berater_innen/Supervisor_innen mit Fallbeispielen aus der eigenen
Praxis.
Weitere Themen des Sammelbandes sind Allparteilichkeit statt
Neutralität, Allparteilichkeit als Prozess und beständige
Herausforderung, Resilienz, der intermediäre Raum in der Beratung,
Angstlust – Der Sprung in die Selbständigkeit als Beraterin.
Zur geschlechtergerechten Schreibweise: Die ausschließlich
männliche Bezeichnung »Berater« im Buchtitel irritiert zwar, in den
Beiträgen selbst wird jedoch abgewechselt zwischen »Beraterinnen«
und »Beratern«.
Ein gelungener Sammelband mit Theorie-Inputs und lebendigen
Fallgeschichten zu einem noch wenig bearbeiteten Thema, lesenswert
für Berater_innen, Organisationsentwickler_innen und
Supervisor_innen.
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