Rezension zu Frühe Hilfen - Frühförderung - Inklusion
www.socialnet.de
Rezension von Prof. Dr. Ariane Schorn
Thema und Entstehungshintergrund
Entwicklungspsychologische Befunde belegen die besondere Bedeutung,
die der frühen Kindheit für den weiteren Entwicklungsverlauf
zukommt. Eben darum brauchen Kinder aus belasteten Familien
frühzeitig Unterstützung, um sich gesund entwickeln zu können. Dies
ist ohne den Einbezug der Eltern kaum möglich – ihre Be- und
Erziehungskompetenz gilt es zu stärken. Kindertagesstätten sind
Einrichtungen, die in besonderer Weise geeignet scheinen,
psychosozial belasteten Familien umfassende Unterstützung anbieten
zu können.
Vor diesem Hintergrund entstand das Projekt »Förderung der
Eltern-Kind-Beziehung im Kindergarten. Erwachsenenbildung/Frühe
Hilfen und Frühförderung in einer Hand«, das in dem vorliegenden
Buch ebenso wie die Evaluation besagten Projektes vorgestellt
wird.
Aufbau und Inhalt
Das vorliegende Buch gliedert sich in sechs Kapitel.
1. Kapitel eins (»Einleitung«) führt in die Thematik ein.
2. Das zweite Kapitel ist mit »Exklusion statt Inklusion – Angebote
für Familien mit Hilfebedarf« überschrieben und geht der Frage
nach, wie sich die Situation in Deutschland im Hinblick auf die
Umsetzung und Qualität einer inklusiven Frühpädagogik gestaltet.
Weiterhin werden vergleichend Einblicke in Angebote für Familien
mit Hilfebedarf im Ausland gegeben.
3. Das dritte Kapitel, überschrieben mit »Neue Wege: Stärkung der
Eltern-Kind-Beziehung im Kindergarten«, stellt das Pilotprojekt
»Förderung der Eltern-Kind-Beziehung im Kindergarten.
Erwachsenenbildung/Frühe Hilfen und Frühförderung in einer Hand«
vor. Beschrieben werden hier Rahmenbedingungen, das methodische
Vorgehen sowie Facetten des Angebots bzw. der Arbeit aus Sicht der
Eltern und der pädagogisch-therapeutischen Fachkraft, der eine
zentrale Stellung zukommt. Aufgabe der pädagogisch-therapeutischen
Fachkraft – eine Expertin im Bereich Frühförderung/Frühe Hilfen mit
einer pädagogischen und psychotherapeutischen Ausbildung – war die
Förderung der Eltern-Kind-Beziehung vor Ort in der
Kindertagesstätte. Sie verbrachte mehrere Stunden täglich mit den
Projektfamilien parallel zum Kita-Alltag in der Einrichtung.
Methodisch wurden hierbei u.a. mit Einzelgesprächen, dem Arbeiten
in der Triade, der Wahrnehmungs- und Beobachtungsschulung der
Eltern sowie mit Videografien gearbeitet. Das Kapitel schließt mit
einer Darlegung der Forschungsergebnisse und diskutiert die
kindliche Entwicklung sowie die Entwicklung der elterlichen
Erziehungskompetenzen im Projektverlauf.
4. Kapitel vier heißt: »Neue Weggefährten: Patenschaften als
Ressource in der kindlichen Entwicklung«. Vorgestellt werden hier
bereits existierende Patenschaftsprogramme in der BRD; skizziert
wird ferner, was Patenschaften – definiert als unterstützende und
fördernde Beziehung von zwei nicht verwandten Personen – zu
bewirken vermögen.
5. Das fünfte Kapitel (»Das Patenschaftsprojekt K-IPU (Projektphase
2) – Forschungsergebnisse«) stellt, wie der Titel bereits nahe
legt, das ergänzende Patenschaftsprojekt K-IPU vor. Interessant ist
hier, dass nicht Ehrenamtliche, sondern Studierende der Psychologie
als Paten eingebunden wurden. Sie verpflichteten sich für ein Jahr
zu regelmäßigen wöchentlichen Unternehmungen mit ihren
Patenkindern. Aufgabe hierbei war, die Kinder empathisch zu
begleiten und als verlässliche außerfamiliale Bezugsperson,
Impulsgeber und Förderer dem Kind zur Seite zu stehen. Ehrenamtlich
arbeitende SupervisorInnen unterstützten die Studierenden in ihrem
Bemühen, die Kinder in ihrem Entwicklungsprozess zu unterstützen.
In diesem Kapitel werden weiterhin Einblicke in die Arbeit der
PatInnen bzw. die mit dieser verbundenen Herausforderungen,
Konflikte und Erfolge eröffnet. Zu Wort kommen hier die PatInnen
wie auch SupervisorInnen und Eltern.
Das Buch schließt mit einem kurzen Kapitel, in dem
Schlussfolgerungen gezogen sowie ein Ausblick formuliert
werden.
Fazit
Das vorliegende Buch ist informativ und gut lesbar. Es gibt
Fachkräften, die im Feld der Frühen Hilfen und des präventiven
Kinderschutzes bzw. im Kontext der Erziehung und Bildung im
Kindesalter auf der Suche nach tragfähigen Ansätzen sind,
belasteten Familien und deren Kinder frühzeitig zu unterstützen,
vielfältige Anregungen. Die AutorInnen versuchen auf sympathische
Weise nicht den Eindruck zu erwecken, als hätten sie auf die
komplexe Frage – Wie können belastete Familien derart unterstützt
werden, dass die Kinder wirksam und nachhaltig in ihrer Entwicklung
profitieren? – eine einfache Antwort gefunden. Sie stellen ein
engagiertes Projekt vor, das neben Erfolgen auch »Baustellen«
offenbart, stellen Fragen, öffnen gewissermaßen die Werkstatttüren
und laden so auch zum Mit- und Weiterdenken ein.
Zu empfehlen ist das Buch vor allem Fachkräften und Interessierten,
die im Feld der Frühen Hilfen bzw. Frühprävention tätig sind.
Empfohlen werden kann es aber auch Studierenden der Psychologie,
der Sozial-, Kindheits-, Früh- und Heilpädagogik.
Zitiervorschlag
Ariane Schorn. Rezension vom 16.08.2016 zu: Christiane
Ludwig-Körner, Karsten Krauskopf, Ulla Stegemann (Hrsg.): Frühe
Hilfen – Frühförderung – Inklusion. Stärkung der
Eltern-Kind-Beziehung im Kindergarten. Psychosozial-Verlag (Gießen)
2016. ISBN 978-3-8379-2575-3. In: socialnet Rezensionen, ISSN
2190-9245, http://www.socialnet.de/rezensionen/20451.php, Datum des
Zugriffs 09.12.2016.
www.socialnet.de