Rezension zu Gesichter der ostdeutschen Transformation

idw – Informationsdienst Wissenschaft Universität Leipzig, 29.09.2015

Rezension von Susann Huster

Reisefreiheit und Generation Wende – Buch erscheint zum Wiedervereinigungsjubiläum

»Gesichter der Ostdeutschen Transformation« heißt ein Buch, das Psychologen aus Leipzig, Görlitz und Dresden zum 25. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 2015 veröffentlicht haben. Darin erzählen 15 Teilnehmer der im Jahr 1987 gestarteten Sächsischen Längsschnittstudie auf sehr persönliche Art, wie sie als ehemalige DDR-Bürger nun im wiedervereinigten Deutschland angekommen sind. »Wir veröffentlichen neben aktuellen Ansichten auch Meinungen und Stellungnahmen aus vergangenen Jahrzehnten der Studiengeschichte«, sagt Psychologe Prof. Dr. Elmar Brähler, emeritierter Professor der Universität Leipzig.

Er hat das Buch gemeinsam mit Prof. Dr. Yve Stöbel-Richter von der Hochschule Zittau-Görlitz und Dr. Markus Zenger von der Universität Leipzig sowie Prof. Dr. Hendrik Berth vom Universitätsklinikum Dresden herausgegeben. Es ist die fünfte Buchveröffentlichung in der Geschichte der Längsschnittstudie, in der seit 28 Jahren insgesamt 328 Ostdeutsche auf ihrem Lebensweg vom DDR- zum Bundesbürger empirisch begleitet wurden. »Wir betreten damit Neuland, weil diesmal nicht die wissenschaftlichen Daten im Vordergrund stehen, sondern die Gesichter, die persönlichen Ansichten der Teilnehmer. Im Herbst 2014 haben wir alle Studienteilnehmer ermutigt, sich an diesem Buchprojekt zu beteiligen«, berichtet Brähler. Im Rahmen der Längsschnittstudie sind Jahr für Jahr dieselben Personen befragt worden, die seit 1987 an der Untersuchung teilnehmen.

Die 15 Hauptpersonen dieses Bandes, die sich zur Mitwirkung bereit erklärt haben, hätten sich bereits in der Vergangenheit für Medienanfragen zur Verfügung gestellt. Sie werden in dem Buch jeweils kurz vorgestellt. Es folgen Stellungnahmen aus früheren Erhebungswellen der Studie und schließlich ein aktueller, von den Herausgebern absichtlich unbearbeiteter Text, der eigens für dieses Buchprojekt entstand. Zudem stellten die Protagonisten ein altes Foto von sich aus den 1980-er und den 1990-er Jahren sowie ein aktuelles Bild zum Abdruck zur Verfügung. »Damit bekommen die ›Gesichter der ostdeutschen Transformation‹ auch tatsächlich Gesichter«, sagt Soziologin Yve Stöbel-Richter.

Die Verfasser berichten in ihren Texten unter anderem darüber, wie sie mit der neuen Freiheit nach der Wiedervereinigung umgegangen sind, welche Erfahrungen sie mit Westdeutschen gesammelt haben, von ihrer Freude über die Reisefreiheit und über aus ihrer Sicht Erhaltenswertes aus DDR-Zeiten. Dabei habe keiner der Teilnehmer generell an der Richtigkeit der Wiedervereinigung gezweifelt, betont Markus Zenger. »Die individuelle und ganz persönliche Sicht jedes Einzelnen ist oft differenzierter als der Blick auf Tabellen und Diagramme«, sagt Psychologe Hendrik Berth.

Das im Psychosozial-Verlag erschienene Buch ist seit Kurzem im Buchhandel erhältlich.

www.idw-online.de/groups

zurück zum Titel