Rezension zu Blindes Vertrauen

ekz.bibliotheksservice ID 37/05

Rezension von Uwe-Friedrich Obsen

Als roter Faden zieht sich durch alle Bücher des US-Psychoanalytikers das Bemühen, politische Prozesse, insbesondere ethnische Konflikte, mittels psychoanalytischer Kriterien zu erklären (vgl. »Blutsgrenzen«: BA 5/99; Das Versagen der Diplomatie, ID 26/ 99). Hier geht es um die Großgruppenidentität: darum, wie bedrohte nationale, religiöse oder ethnische Gruppen einer »Großgruppenregression« unterliegen und wie politische Führer diese Regression ausnutzen können. Die Großgruppenregression beeinträchtigt das, was die Psychoanalyse das Urvertrauen nennt, das -. wenn es erschüttert wird – in blindes Vertrauen umschlägt und sich mittels Manipulationen durch Führerpersönlichkeiten zwecks Wiederherstellung der beschädigten Identität in Gewaltakten manifestieren kann. Die spannende und ertragreiche Analyse illustriert die regressiven Bewegungen in Großgruppen an Persönlichkeiten wie Stalin, Bin Laden, Milosevic oder dem Sektenführer D. Koresh und entwickelt am Beispiel des Zerfalls Albaniens auf tiefenspsychologischen Erkenntnissen beruhende Konfliktlösungsstrategien. – Für politisch Interessierte.

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