Rezension zu Sprachbilder des Unbewussten
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Wie stellte Sigmund Freud Zusammenhänge her, in deren Folge er zur
Psychoanalyse als Wissenschaft, Denkfigur und psychotherapeutischer
Kur gelangte? In seinem Buch Sprachbilder des Unbewussten
untersucht Moritz Senarclens de Grancy diese Frage im Spiegel
ausgewählter Metapherntheorien an den Schriften Freuds aus der
Entstehungsphase der Psychoanalyse.
Die Bedeutung des Zusammenhangs für die Untersuchung von Objekten
stellt zunächst eine wissenschaftliche Selbstverständlichkeit dar,
denn in der Regel betrachtet man Objekte nicht isoliert, sondern –
wie etwa in der Archäologie – im Fundzusammenhang. In der
Kunstgeschichte hat sich die vergleichende Bildbetrachtung
etabliert, ein Verfahren, das zu Erkenntniszwecken auf eine
Erweiterung des Bezugrahmens setzt. Auch Freud bedient sich
analoger Argumentationstechniken immer dort, wo er mit Vergleichen
argumentiert und ein Objekt im differenten Wechselspiel mit anderen
Objekten erkennbar macht. Sein novellenartiger Schreibstil lädt
dazu ein, über die Rolle der Metaphorik als Bedingung seiner
Theoriebildungsprozesse nachzudenken. Denn es entspricht der
Strukturlogik von Metaphern, Zusammenhänge zu trennen, um neue
gedankliche Verbindungen herstellen zu können. Indessen kommt bei
Freud hinzu, dass er den Fluchtpunkt seiner Inzusammenhangsetzungen
ins Unbewusste verlagert. Hiervon ausgehend verfolgt der Verfasser
der Studie die Frage, inwieweit die Metapher nicht nur figura
aestetica der Freud’schen Prosa ist, sondern überdies als
epistemologische »Mastertrope« der Psychoanalyse gelten kann.
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