Rezension zu Geht die Psychotherapie ins Netz? (PDF-E-Book)

Punktum. Verbandszeitschrift des Schweizer Berufsverbandes für Angewandte Psychologie, März 2016

Rezension von Thomas Merki

Die Beiträge dieses Bandes basieren auf einer Veranstaltung der hessischen Psychotherapeutenkammer im November 2013. Drei Beiträge befassen sich mit der Evidenz und der Wirksamkeit internetbasierter Ansätze, in weiteren zwei Beiträgen werden diese kritisch betrachtet. Dabei wird zwischen Beratung/Information, Selbsthilfegruppen unterstützter Intervention und Mischformen von Face-to-face-Psychotherapie und internetbasierter Therapie unterschieden. Die Forschung auf diesem Gebiet steht jedoch noch am Anfang, umso wichtiger scheint mir eine klare Definition, um was es überhaupt geht.

Im Vorwort verweist der Mitherausgeber Alfred Krieger auf die bewusste Doppeldeutigkeit des Buchtitels »Geht die Psychotherapie ins Netz?«. Benützt die Psychotherapie die Möglichkeiten des Internets im weitesten Sinne und im Wissen darum, dass das hilfesuchende Subjekt vom technologischen Fortschritt geprägt ist und auf dessen Möglichkeiten zurückgreift? Oder geht Psychotherapie den einseitigen ökonomischen Forderungen ins Netz?

Diese Frage wird im vorliegenden Band kontrovers erörtert und reflektiert den heutigen Stand des Diskurses, auch wenn dieser sich auf die Situation der nachfragebasierten Richtlinien der Psychotherapie in Deutschland bezieht. Das meiste in den Beiträgen hat seine Brisanz auch ohne die Fokussierung auf das Internet. Forderungen von Versicherungsträgern nach kostengünstigen, schnelleren Varianten zu den oft langwierigen psychotherapeutischen Behandlungen, aber auch Fragen zu versorgungspolitischen Themen sind ja bekanntlich nicht neu, tauchen aber im Zusammenhang mit dem Internet mit einer scheinbar neuen Legitimität auf.

Der vorliegende Band ist hierfür eine wertvolle Diskussionsgrundlage für alle an der wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Psychotherapie und an deren gesellschaftlicher Relevanz interessierten Personen.

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