Rezension zu Gewalt
Progress 8/05
Was tun?
Aggression und Gewalt sind Themen von enormer gesellschaftlicher
Relevanz. Nicht erst seit den Frankreich-Unruhen sind die Medien
voll von Berichten über »Horrortaten« einzelner Jugendlicher, aber
auch von Berichten über vermeintlich stetig steigende Zahlen von
alltäglicher Gewalt an Frauen, Kindern und Minderheiten. Nicht
zuletzt die fremdenfeindlich motivierten Übergriffe auf
ausländische MitbürgerInnen und die grauenvollen Ereignisse rund um
die nicht geklärten Todesfälle von Menschen in Schubhaft oder Tod
durch Polizeigewalt wie im Fall Wague haben im vergangenen Jahr zu
einem Aufschrei nach Maßnahmen gegen Gewalt geführt. Was aber
verstehen wir unter Gewalt? Nur direkte körperliche Repression? Ist
sie immer intendiert? Muss sie von Personen verursacht sein? Und
vor allem: Wie gehen wir mit Gewalterfahrungen um, ohne sie in
anderer Form weiterzutragen?
WissenschafterInnen aus verschiedenen Fachbereichen zeichnen im
Aufsatzband »Gewalt. Ursachen, Formen, Prävention« nach und nach
ein komplexes Gesamtbild, das zum besseren Verständnis von
Gewaltphänomenen beiträgt. Historisch-psychiatrische und
klinisch-psychotherapeutische Aspekte der Gewaltentstehung und
-verarbeitung können in Verbindung der Darstellung von Therapeutik
und Prävention aus pädagogischer und soziologischer Sicht auch
Nicht-PsychologInnen die Tür zum besseren Abgrenzen des Phänomens
und Handwerkszeug im Bewältigen von alltäglichen Situationen
mitgeben. Der Block »Individuum und Gesellschaft« mit den
interkulturellen und ethnologischen Dimensionen von Gewalt bereitet
in Ergänzung mit rechtlich-politischen Fragen zur Gewaltausübung
die intellektuelle Basis für Zivilcourage und gesellschaftliche
Verantwortung.