Rezension zu Humor und seine Bedeutung für die Psychotherapie (PDF-E-Book)
Punktum. Verbandszeitschrift des Schweizer Berufsverbandes für Angewandte Psychologie, Dezember 2015
Rezension von Hansjörg Abegglen-Pfammatter
Als sozialer Akt kann uns das Lachen auf sonderbare Weise angenehme
Kontakte verschaffen, und gerade aus dem Lachen in vertrauter
Gemeinschaft und/oder in intimer Zweisamkeit kann ein schönes,
heilsames Erleben der Verbundenheit erwachsen.
Dieser Erkenntnis folgend, führt Egon Fabian in den Einsatz von
Humor und Witz als eine einmalige therapeutische Herangehensweise
ein, da mit deren zentraler, therapeutischer Triebkraft (dem
Relativieren von Leid, menschlichem Unvermögen und Schicksal) den
Bedürfnissen von Klientinnen mit entsprechenden Störungsbildern
adäquat begegnet werden kann.
Zunächst werden die Grundlagen und der Inhalt des Buches kurz
umrissen. Im zweiten Kapitel werden Humor und Witz abgegrenzt,
definiert und Typen dazu erörtert. Eine Liste mit wesentlichen
Punkten erleichtert der interessierten Fachperson ein konkretes
Hineindenken in diese Therapievariante. Das dritte Kapitel widmet
sich dem jüdischen Witz, seiner Geschichte und Eigenart und zeigt
auf, dass sich gerade seine Eigenschaft des Aufdeckens und
insbesondere die Selbstironie (als das Spezifische des jüdischen
Witzes) für den therapeutischen Einsatz eignen. Als reifste Art der
Ironie und »Waffe der Wehrlosen« steht die Selbstironie im vierten
Kapitel im Fokus. Auf die bis hierher gelegte Basis folgen
interessante Explikationen zum Einsatz von Humor in der
Borderline-Therapie (Kapitel 5), im adäquaten Umgang mit
ohnmächtiger Wut (6) sowie Angst (7). Dass der Sinn für Humor bei
der Fachperson Voraussetzung ist und das Vorhandensein oder die
Genese dieser Ressource auf Seiten der Klientinnen eine günstigere
Prognose bedeuten kann, wird in Kapitel acht, der notwendige
Zusammenhang von Humor und Weisheit im letzten Kapitel
behandelt.
»Wenn beim Lesen eines Buchs über Humor zu viel gelacht wird, ist
es ein schlechtes Buch. Wenn überhaupt nicht gelacht wird, ist es
ein noch schlechteres« (Seite 11). Es lohnt sich, das Buch zu
lesen. Die reichlich eingestreuten Witze bieten hinreichend
Gelegenheit zum Lachen. Im Zentrum stehen jedoch die erwähnten
Inhalte, welche mit vielen Zitaten, Quellenverweisen und
interessanten Fallbeispielen ergänzt werden und so die
interessierte Fachperson in den differenzierten Einsatz von Humor
und Witz einführen. Auf Stolpersteine und Gefahren beim Einsatz von
Humor und Witzen wird wiederholt hingewiesen. Doch wie wir wissen,
trifft diese Vorsichtsmassnahme auf alle psychotherapeutischen
Methoden zu ... und das ist kein Witz!