Rezension zu Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität
ak. analyse & kritik. Zeitung für linke Debatte und Praxis, 15. November 2016, Nr. 621
Rezension von Lisa Krall
Schwule Identität
Cetin und Voß setzen sich in ihrem Band kritisch mit der
Identitätskategorie »des Homosexuellen« und der mit ihr verbundenen
Emanzipationsbewegung auseinander und diskutieren beides als
Bestandteile westlicher Hegemonie. Im dicht argumentierten ersten
Teil bereiten sie den Boden für zwei weitere Kapitel, die sich
einmal auf »Homosexualität« in Naturwissenschaften und in Pädagogik
konzentrieren (Voß) und zweitens Homo-/Queerpolitiken sowie
Homonationalismus in Zusammenhang mit Gentrifizierung setzen
(Cetin). Sichtbarkeit und Identität werden dabei in
unterschiedlichen Kontexten betrachtet: Anhand historischer und
aktueller Beispiele aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft
machen sie die Verschränkungen der Kategorie »Homosexualität« mit
Kolonialismus und Rassismus nachvollziehbar und hinterfragen die
Relevanz starrer Identitätskategorien. Sie zeigen, dass
Kategorisierungen, die der Sichtbarmachung und Anerkennung dienen,
nicht unschuldig, sondern Teil von Herrschaftsverhältnissen sind,
da sie nur bestimmte Personen einschließen und in diesem Fall
ausschließen, wer nicht weiß, europäisch, bürgerlich oder männlich
ist. Ihre intersektionale Analyse bringt nicht nur Gegenwart und
Vergangenheit zusammen, sondern auch das, was gewöhnlich in Theorie
und Praxis unterteilt wird. So gelingt es an gesellschaftliche
Phänomene und aktuelle Herausforderungen sowie an theoretische
Auseinandersetzungen anzuknüpfen und diese um wichtige Perspektiven
zu erweitern.
Lisa Krall
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