Rezension zu Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität

Lustblättchen. Stadtblättchen der Lesben- und Schwulengruppe Rosa Lüste, 131. Ausgabe, November 2016.

Rezension von Joachim Schönert

Schwule Sichtbarkeit – schwule Identität

»Vorangetrieben von ›Schwulen‹ selbst wurde seit dem 19. Jahrhundert das Konzept schwuler Identität durchgesetzt. Noch heute gelten ›Sichtbarkeit‹ und ›Identität‹ weithin als Schlüsselbegriffe politischer Kämpfe Homosexueller um Anerkennung und Respekt. Jedoch wird aktuell immer deutlicher, dass auf diese Weise ein Ordnungsregime entsteht, das auf Geschlechternorm, Weiß-sein, Bürgerlichkeit und Paarbeziehung basiert. So werden beispielsweise Queers of Color und Queers mit abweichenden Lebensentwürfen marginalisiert.

Die Autoren des vorliegenden Bandes hinterfragen die Gewissheit, dass eine einheitliche schwule Identität existiert, aus unterschiedlichen Perspektiven: bewegungsgeschichtlich, wissenschaftstheoretisch und mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Homonationalismus und rassistische Gentrifizierung.« Das schreibt der Verlag.

Das Verlangen, »Homosexualität« als feststehende Tatsache zu erkennen, statt Sodomie als Sünde, kam letztlich nach Auffassung der Autoren zu spät, da die von Einstein entdeckte Relativitätstheorie aus allem Feststehenden ein Prozess macht. Das Buch ist aktuell in seinen wissenschaftlichen Analysen und Beispielen und äußerst hilfreich beim Erkennen von Zusammenhängen. Du musst es lesen!

Joachim Schönert


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