Rezension zu Politik der Erfahrung
FAPI-Nachrichten – Das Internet-Magazin für antipsychiatrische Rezensionen
Rezension von Peter Lehmann
Theodor Itten / Ron Roberts: Politik der Erfahrung – Kritische
Überlegungen zur Entwicklung von Psychologie und Psychotherapie
Die beiden Psychologen Theodor Itten und Ron Roberts untersuchen
den Einfluss des neoliberalen Kapitalismus auf die Kluft zwischen
der akademischen Psychologie und der psychotherapeutischen Kunst
des Heilens und plädieren für die Rückkehr zu einer authentischen
und dynamischen Politik der Erfahrung. Wie kam es zur heimlichen
Politisierung der Erfahrung, dem Verkauf des Wissens an die
Meistbietenden, der Infizierung der therapeutischen Beziehung und
dem Hunger der Psychologen nach Status, Macht und Kontrolle?
Analytisch, historisch, persönlich und empirisch verknüpfen die
beiden Autoren ihre beruflichen und privaten Erfahrungen und finden
so Antworten auf die Frage, was Menschen inner- und außerhalb der
Psychotherapie hilft, sich selbst helfen und zur Sorge für das
eigene Wohlbefinden zu finden. In 12 Kapiteln geht es also um die
Beeinflussung der psychotherapeutischen Haltung durch Lehranalyse,
Lehrtherapie und Selbsterfahrungspraxis, um die Rolle von Intuition
und Wissenschaft in der Psychotherapie und die Einbeziehung von
Ronald D. Laings Werk und seinen Erfahrungen, um Mord, Korruption,
Politik und Gedankenkontrolle in den akademischen Elfenbeintürmen,
um heilende und emanzipatorische Aspekte der Psychotherapie, um die
Auseinandersetzung mit den Grenzen des methodischen Individualismus
in der Psychotherapie, um das Verhältnis der Arbeit von
Psychotherapeuten zu den Erfahrungen der Betroffenen u.v.m. Das
Buch richtet sich an Psychologen in therapeutischer Praxis sowie in
Universitäten und ruft sie auf, sich der Rebellionsbewegung gegen
die Enthumanisierung des Menschen in der industriellen Gesellschaft
anzuschließen
Peter Lehmann
www.antipsychiatrieverlag.de