Rezension zu Augen Blicke West Afrika
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Rezension von Hans Durrer
Paul Parin als Fotograf
Der Mann hat ein gutes Auge, denke ich so beim ersten
Durchblättern, wenn auch mehr für Gesichter als für Komposition.
Und so bin ich denn auch nicht weiter erstaunt, als ich im Prolog
zu Augen Blicke West Afrika lese, Paul Parin und seine Frau Goldy
Parin-Matthéy seien »Augentiere« gewesen. Erstaunt war ich
hingegen, dass in einem Band mit dem Untertitel Paul Parin als
Fotograf nicht wirklich mit Bestimmtheit gesagt werden kann, von
wem die Aufnahmen eigentlich stammen.
»Die Bilder müssen – wie ihre Feldforschungen – wohl als
Gemeinschaftsprojekt des Kleeblatts Parin-Matthéy-Morgenthaler
betrachtet werden. Der Autor des Grossteils der in diesem Band
präsentierten Fotos ist gewiss Paul Parin, manche Bilder stammen
von Fritz Morgenthaler (FM), einige wenige werden wohl auch Ruth
Morgenthaler und Goldy Parin-Matthéy, vielleicht auch afrikanische
Gesprächspartner fotografiert haben.«
Ich habe herzlich gelacht, als ich das gelesen habe und war dann
doch etwas verwundert, dass in den erklärenden Texten unisono davon
ausgegangen wird, dass Paul Parin die Bilder gemacht hat. So
schlägt etwa Thomas G. Kirsch in seinem Betrag »Fotografien als
wissenschaftliche Metaphern« eine (mir einleuchtende) Lesart von
Parins Fotografien vor, die vor allem damit zu tun hat, was er über
Parin und seinen Forschungsansatz weiss. Anders gesagt: Kirsch
bringt zum Bild, was er von Parin kennt. Und wenn der Fotograf gar
nicht Parin gewesen ist?
Auch für die anderen Beiträger zu diesem Band gilt, dass sie das,
was sie von Paul Parin wissen oder zu wissen glauben, in die
Aufnahmen hineinlesen. Das ist auch gar nicht zu vermeiden. So
schreibt etwa Margit Zuckriegel: »... auf seinen Reisen entwickelte
er eine Art von Fotografie, die seinem persönlichen Sehen
entsprach: er wollte ohne moralischen Anspruch und ohne die
kolonial-ethnographisch orientierte Wissenschaftsfotografie zu
tradieren ein Bildervokabular erarbeiten, das parallel zu seinen
Forschungen und zu seinem autobiografischen Werk vorangetrieben
wurde.« Da ich das für sehr plausibel halte, finde ich auch die
entsprechende Bestätigung in den Bildern. Gefragt habe ich mich
allerdings, ob er »eine Art von Fotografie, die seinem persönlichen
Sehen entsprach« wirklich entwickeln musste. Oder andersrum: eine
Fotografie, die nicht einem persönlichen Sehen entspricht ist mir
eigentlich nicht vorstellbar.
Hervorzuheben und zu begrüssen ist, dass die verschiedenen Texte in
diesem Band sich mit den Fotos und der Fotografie (auch wenn ich
Cartier-Bressons Theoretisieren, im Gegensatz etwa zu Karl Mätzler
und Gesine Krüger, schlicht nicht mehr Ernst nehmen kann, seitdem
ich einmal in einer Filmdokumentation gesehen habe, wie er die
Leute überrumpelt, um zu seinen Fotos zu kommen) auseinandersetzen.
Das ist gemäss meiner Erfahrung bei Fotobüchern eher selten.
Gewünscht hätte ich mir jedoch, die Auswahl hätte sich stärker an
der Bildqualität orientiert. Bei einigen Aufnahmen ist sie derart
schlecht, dass die abgebildeten Gesichter nur zu erahnen sind.
PS: Auch wenn ich die Cover-Abbildung für die weitaus gelungenste
Aufnahme erachte, so empfiehlt es sich doch, auch bei der
Umschlagsrückseite zu verweilen, die einen glänzenden Schnappschuss
des Ehepaars Parin-Matthéy zeigt.
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