Rezension zu Psychoanalyse in Brasilien
Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie Nr. 6/2016 (September)
Rezension von Janis Brakowski
Chirly dos Santos-Stubbe, Peter Theiss- Abendroth, Hannes Stubbe
(Hrsg): Psychoanalyse in Brasilien Historische und aktuelle
Erkundungen
Das zu besprechende Buch enthält acht Beiträge von Autoren
unterschiedlicher Professionen. Die Mischung aus analytischer
Exploration und historischer Beschreibung der Entwicklung der
Psychoanalyse in Brasilien trägt zu einer umfassenden und exakten
Darstellung bei. Im Zentrum der Ausführungen stehen zunächst die
erste psychoanalytische Dissertation in portugiesischer Sprache
durch Pinto (1914), die Gründung erster psychoanalytischer
Gesellschaften, die Wichtigkeit von Übersetzern sowie die
Institutionalisierung der Psychoanalyse innerhalb der Psychiatrie
in Brasilien. Die gut verständliche Wissensvermittlung sehr
komplexer Zusammenhänge ist den Autoren in diesem Zusammenhang
besonders gelungen.
Im zweiten Teil wird ein für die inhaltliche Fülle der Themen
beachtlicher Bogen von der Bedeutung der Psychoanalyse in der
Geschichte der Psychologie über die Verbindung zur deutschen
Psychoanalyse und Psychotherapie bis zum Einfluss Winnicotts und
Melanie Kleins geschlagen. Hierbei werden gerade die
Identifikationsprozesse im Zusammenhang mit Winnicotts Theorie sehr
plastisch und in analytischer Weise dargestellt. Zur Lektüre
besonders zu empfehlen, ist der abschliessende, faszinierende Essay
von Capoulade über die »historia« und die »héstorias« der
Psychoanalyse im grössten südamerikanischen Land. Zusammengefasst
zeichnen die Autoren auf knapp 190 Seiten ein beeindruckendes sowie
sehr elaboriertes Bild der Geschichte der Psychoanalyse in
Brasilien und heben hierbei insbesondere deren spannende
Verbindungen aus der sowie in die Welt hervor.
Janis Brakowski, Zürich
www.sanp.ch