Rezension zu Die eigene Angst verstehen (PDF-E-Book)
Ergotherapie und Rehabilitation 02/2016
Rezension von Agnes Meyer
Mit diesem Ratgeber wendet sich die Autorin an Menschen mit
Angststörungen, um ihnen zu helfen, die eigene Angst zu verstehen
und mehr Wissen über die Erkrankung, ihre Ursachen und
Behandlungsmethoden zu erlangen. Bereits in der Einleitung macht
Voos, Fachärztin für Arbeitsmedizin und derzeit in der Ausbildung
zur Psychoanalytikerin, deutlich, dass der Schwerpunkt auf die
Darstellung der Tiefenpsychologie gesetzt wird. Andere
Therapieansätze werden berücksichtigt, wenn auch nicht so
ausführlich.
Zunächst wird dargestellt, was Angst überhaupt ist und ab wann
dieses normale und (über-)lebenswichtige Gefühl krankhaft wird.
Anhand von Fallbeispielen beschreibt Voos dieses anschaulich. Dabei
erklärt sie die Fachbegriffe auch für medizinische Laien gut
verständlich. Die beschriebene Situation von Angsterkrankten, zum
Beispiel der Gang zum Hausarzt oder die diversen somatischen
Untersuchungen mit dem Ergebnis, dass sich körperlich kein Hinweis
auf eine Erkrankung finden lässt, ist vielen Betroffenen sicher
bekannt. Es werden die unterschiedlichen Formen der Angststörung
wie Panikstörung, Agoraphobie, generalisierte Angststörung, soziale
Phobien, spezifische Phobien oder PBST anhand zahlreicher
Fallbeispiele vorgestellt. Die Fallbeispiele werden zum Teil aus
tiefenpsychologscher Sicht gedeutet und Ursachen recht plakativ
erläutert. Beispielsweise wird die Flugangst eines Ehemanns
ursächlich mit dem unbewussten Wunsch begründet, aus dem bisherigen
Leben auszubrechen zu wollen. Zu jeder Störungsform gibt es
praktische Tipps zum Umgang damit. Diese haben nur den Anspruch,
Betroffene im Alltag oder während der Wartezeit auf einen
Therapieplatz zu unterstützen.
Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit speziellen Ängsten von
Kindern, wie Trennungs- oder Schulangst. In der Darstellung der
Therapieformen geht Voos ausführlich auf die Psychotherapie ein.
Sie benennt Vor- und Nachteile von Verhaltens- oder
psychoanalytischer Therapie, ambulanter oder stationärer Therapie
sowie von Gruppen- oder Einzeltherapie. Zusätzliche Therapien wie
Autogenes Training, Klopftechniken, Homöopathie und der Einsatz von
Medikamenten werden abgewogen. Der Anhang beinhaltet ein
Verzeichnis für die Therapeuten- und Kliniksuche. Dieser Ratgeber
ist insgesamt gut verständlich geschrieben und liefert den
Betroffenen viel kompaktes Wissen über die Erkrankung. Die starke
tiefenpsychologische Ausrichtung sowie die vielen Deutungen von
Zusammenhängen und Ursachen der Erkrankung werden möglicherweise
nicht für alle Angsterkrankte nachvollziehbar sein, gerade wenn
ihre eigene Therapie verhaltenstherapeutisch ausgerichtet ist.