Rezension zu Musik und das ozeanische Gefühl
Psyche, 69. Jahrgang, Heft 12, Dezember 2015
Rezension von Sandra Kluwe
Lesen Sie hier Auszüge aus der Rezension:
»Dem vom Musikpsychoanalytiker Bernd Oberhoff herausgegebenen Band
geht es kurz gesagt um den Freispruch des ›ozeanischen Gefühls‹ vom
Verdacht des präödipal fixierten Narzissmus und der malignen
Regression. Und dieser Freispruch ist das implizite Plädoyer für
eine synthetische(re) Psychoanalyse.«
»Zur Erinnerung: In seiner Schrift ›Das Unbehagen in der Kultur‹
griff Sigmund Freud einen brieflichen Einwand des französischen
Schriftstellers und Professors für Musikgeschichte Romain Rolland
an der religionskritischen Schrift ›Die Zukunft einer Illusion‹
auf: Die ›eigentliche‹, von Freud übergangene Quelle der
Religiosität sei ›ein besonderes Gefühl, das ihn [Rolland] selbst
nie zu verlassen pflege, das er von vielen anderen bestätigt
gefunden und bei Millionen Menschen voraussetzen dürfe. Ein Gefühl,
das er die Empfindung der ›Ewigkeit‹ nennen möchte, ein Gefühl wie
von etwas Unbegrenztem, Schrankenlosem, gleichsam ›Ozeanischem‹.
Dies Gefühl sei eine rein subjektive Tatsache, kein Glaubenssatz
[…], die Quelle der religiösen Energie […]. Nur auf Grund dieses
ozeanischen Gefühls dürfe man sich religiös heißen, auch wenn man
jeden Glauben und jede Illusion ablehne‹ (1930a, S. 421f.).«
»Obwohl der Band mit dem Ausblick auf das Jenseits von
Psychoanalyse und Musik schließt, ermöglicht er eine dem Diesseits
und der Praxis verhaftete Bilanz: Nahegelegt wird, dass gerade das
›Ozeanische‹ oder ›Urflüssige‹ (Novalis) – aus
naturwissenschaftlichen, aber auch aus kulturwissenschaftlichen,
nicht zuletzt aus musikwissenschaftlichen Gründen – zum Modell
einer Primär- und Sekundärprozess integrierenden geistigen
Grundhaltung des Menschen werden könnte und müsste, die in einer
allzu analytisch orientierten Psychoanalyse bislang noch kaum
anzutreffen ist.«
Die vollständige Besprechung finden Sie im digitalen
Klett-Cotta-Archiv der Psyche:
www.psyche.de