Rezension zu Entwicklungslinien pädagogischer Beratung
DZI Soziale Arbeit 64. Jahrgang, November 2015
Rezension von Christian Gedschold
In der psychosozialen und psychologischen Praxis hat sich die
Beratung zu einer häufig gewählten Hilfeform verbreitet, die heute
verstärkt auch im Bereich der Sozialen Arbeit angewandt wird. Mit
Bezug auf die Gouvernementalitätstheorie nach Michel Foucault
untersucht dieses Buch den Teilbereich der pädagogischen Beratung
und zeigt am Beispiel der Erziehungs-, Berufs- und Sexualberatung,
wie sich diese in den Epochen des Kaiserreichs und der Weimarer
Republik, des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit bis zum
Ende der 1950er-Jahre historisch entwickelte. Im Einzelnen geht es
beispielsweise um Korrelationen zwischen unterschiedlichen Formen
von Macht und Beratung, um die Bedeutung der Frauenbewegung und um
den Einfluss »eugenisch« geprägter ideologischer Positionen auf die
Beratungstätigkeit. Mit Blick auf die jüngere Vergangenheit
präsentiert die Autorin Anmerkungen zur Entstehung der Pro Familia
in Hessen, zur Schuljugendberatung und zu den Ansätzen von Reinhard
und Annemarie Tausch, Klaus Mollenhauer und Thea Sprey.
Abschließend folgen Betrachtungen zur Relevanz
lebensweltorientierter und systemischer Konzepte und zu den
Problemen einer interdisziplinären Beratungswissenschaft.