Rezension zu Eine Couch auf Reisen

Krankenhauspsychiatrie 2006

Rezension von T. Steinert

Bereits im Ruhestand lebend, kam dem in New York lebenden Schweizer Psychoanalytiker Akeret der Gedanke, dass er unbedingt wissen wollte, was aus seinen interessantesten Patienten geworden war. Von den Wiederbegegnungen mit denen, die er ausfindig machen konnte, handelt dieses Buch – sozusagen eine persönliche Langzeitkatamnese mit Selbsterfahrungscharakter für beide Seiten. Das Buch ist lebendig geschrieben und gut zu lesen. Es besticht vor allem durch sein tiefes Interesse an den anderen Menschen und ihren Schicksalen. Beiläufig wird gelegentlich auch etwas über psychotherapeutische Technik erläutert, meistens in dem Zusammenhang, dass der Autor sich über ihre Spielregeln hinwegsetzt und eigene, unkonventionelle Wege geht. Er schließt mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Individualität des psychotherapeutischen Prozesses, welcher sich jeder Erfassung durch kontrollierte Therapiestudien entziehen müsse. Für die vorgestellten Fälle ist man auch gern bereit, dies zu glauben, handelt es sich doch um weit mehr als Symptombeseitigung in der Krankenbehandlung, eher um das einmal mehr, einmal weniger geglückte Ringen um einen neuen, glücklicheren Lebensentwurf. Ein schönes, ein ungewöhnliches Buch, das dank seiner Authentizität zu einem Klassiker der Literatur über Psychotherapie werden könnte.


zurück zum Titel