Rezension zu Mutterbilder
Oberhessische Presse vom 16. Februar 2016
Rezension von Uwe Badouin
»Mutterschaft ist Karriereknick für Frauen«
Drei Marburger Herausgeberinnen beleuchten »Mutterbilder« in
Vergangenheit und Gegenwart
Vor knapp drei Jahren fand in Marburg ein interdisziplinäres
Symposium mit dem Titel »Mutterbilder. Formen, Fakten, Visionen«
statt. Jetzt hat diese Tagung Niederschlag in Buchform gefunden.
Die Psychologin Dr. Helga Krüger-Kirn, die Kulturwissenschaftlerin
Professorin Marita Metz-Becker und die Frauenbeauftragte der
Philipps-Universität, die Sozialwissenschaftlerin Dr. Ingrid
Rieken haben gemeinsam das Buch »Mutterbilder« herausgebracht, das
»kulturhistorische, sozialpolitische und psychoanalytische
Perspektiven« zu dem Thema beleuchtet.
Neun Beiträge enthält das Buch. Mit Ausnahme des Marburger
Galeristen und Kunsthistorikers Michael W. Schmalfuß sind es
ausschließlich Autorinnen, die sich mit »Mutteridealen und den
kulturellen Leitbildern zur Mutterschaft sowie deren
gesellschaftlichem und historischem Wandel« auseinandersetzen, wie
es in der Einleitung zu dem Buch heißt, das im Gießener
Psychosozial-Verlag erschienen ist.
In drei Abteilungen nähern sich die Autorinnen und die
Herausgeberinnen den »Mutter- bildern« in unserer Gesellschaft an.
Kulturhistorisch wie etwa Marita Metz-Becker in ihrem Beitrag
»Mythos Mutterschaft«, sozialpolitisch wie die Berliner Professorin
Sabine Toppe in ihrem Aufsatz »Armut, Familien(leit-)bilder,
Geschlechterrollen« oder psychoanalytisch wie Helga Krüger-Kirn in
»Mutterschaft und weibliche Identität«.
Ähnlich wie die Tagung, die 2013 gemeinsam vom
Gleichberechtigungsreferat der Stadt Marburg und der
Philipps-Universität veranstaltet wurde, will auch der Band
»Mutterbilder« Rollenmodelle hinterfragen.
Die Mütter werden allzu oft aufgerieben zwischen Kindern, Küche
und Beruf. Gibt es die vielbeschworene Vereinbarkeit von Beruf und
Familie? »Wenn man in Deutschland als Frau Karriere machen will,
ist es gut, wenn man wenige oder gar keine Kinder hat«, sagt
Professorin Metz-Becker, während allenthalben in Deutschland die
niedrige Geburtenrate beklagt wird. »In Skandinavien ist dies ganz
anders«, ergänzt die Psychologin Helga Krüger-Kirn. »Dort wird
auch von Männern Familienarbeit erwartet.« Überstunden seien
verpönt.
Nach Ansicht der Herausgeberinnen muss die politisch-ökonomische
Debatte über die Rolle der Frauen weitergeführt werden. Nach wie
vor »ist die Mutterschaft für Frauen ein Karriereknick«, meint die
Uni-Gleichstellungsbeauftragte Ingrid Rieken. Das Buch soll einen
Beitrag zu dieser Debatte leisten. Angereichert ist es mit Bildern,
der Ausstellung »Mutterbilder«, die 2013 begleitend zu der Tagung
in der Galerie Schmalfuß zu sehen war.