Rezension zu Die Macht der Metapher in Psyche und Kultur

Praxis Kommunikation 1/16

Rezension von Regine Rachow

Argumentieren ist Krieg (»Schieß los!«).– Sprechen ist verkaufen (»Ich kauf dir nicht ab, was du sagst«). – Verstand ist oben, Gefühl ist unten (»Unsere Diskussion rutscht auf die Gefühlsebene ab«). »Die Macht der Metapher ist unbewusst, kann aber deutlich reflektiert werden“« schreibt der Herausgeber, Michael Buchholz. Wie gut!

Im vorliegenden Band breiten Psychologen, Therapeuten, Pädagogen und Sozialforscher neue Erkenntnisse zur Metapherntheorie aus und zeigen, wie sie sich in der Therapie oder eben in Training, Coaching und Beratung nutzen lassen. Zum Beispiel so: Indem ich eine Gewaltmetapher (»Ich fühle mich geschlagen«) bei meinem Gegenüber ersetze, kann ich ihn aus einer passiven Opferhaltung herausholen: Du bist ein Kämpfer . Das geht auch mit der »transformierenden Kraft« der Verben (Buchholz). Verben bilden im »Strom der Kommunikation« eine Art Insel »um die herum vieles andere anlandet«. »Verändert man das Verb, verändert sich die Agenda». Eine Patientin mit Zwangsneurose beschreibt einen Tag, den sie ohne Zwischenfälle »rumbekommen« hat. Der Therapeut macht nach ihrem knappen Bericht ein »Genießen« aus diesem Verb, was bei der Patientin ein befreiendes Lachen auslöst. Grafiken von Tonhöhe und Intensität des Gesprächs zeigen eindrucksvoll, wie sich der Zustand der Sprechenden ändert – hin zu mehr Beteiligung und einem reicheren Erleben. Oft führt uns erst eine Metapher zum Kern des Problems. Gut also, wenn wir sie erkennen. Und wenn wir lernen, sie durch zweckdienlichere zu ersetzen.

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