Rezension zu Scham

Analytische Psychologie. Zeitschrift für Psychotherapie und Psychoanalyse Nr. 179 1/2015

Rezension von Doris Stopp

Jens L. Tiedemann
Scham

Der Autor befasst sich mit seinem Thema in vier Kapiteln. In dem anschaulich geschriebenen Eingangskapitel gibt er einen geschichtlichen Überblick über die »Entstehung psychoanalytischer Schamkonzepte«. Die beiden folgenden Kapitel über »Schamkonflikte aus Sicht der heutigen Psychoanalyse« und »Schamkonflikte in der klinischen Praxis« sind sehr kompakt mit theoretischer Aufarbeitung ausgestattet und nicht immer leicht verständlich. In Letzterem sind kurze Fallbeispiele eingefügt. Lebendiger wirkt das Buch jedoch im vierten Kapitel zur »Psychotherapie von Schamkonflikten«. Tiedemann baut seine Überlegungen dazu auf psychodynamischen Konzepten auf und differenziert Scham von Schuld und Angst. Als Therapieziel formuliert er »größere Selbstakzeptanz und Affektregulierung«, um »intime Beziehungen befriedigender zu gestalten« (vgl. S. 119). Wichtig ist ihm in der psychodynamischen Psychotherapie »eine vom emotionalen Interesse des Therapeuten getragene, gemeinsame Erkundung« (vgl. S. 132).

Der Umgang mit Scham in der psychotherapeutischen Praxis ist sicher ein wichtiges, wenn auch unbequemes Thema. Die Ausführungen des Autors geben dafür grundlegende Anregungen.

Doris Stopp, Offenburg

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