Rezension zu Unbewusste Erbschaften des Nationalsozialismus
www.chrismon.de – Das evangelische Online-Magazin Dezember 2014
Rezension von Christine Holch
Unbewusste Erbschaften des Nationalsozialismus
Ein psychoanalytischer Blick auf die Spuren in den Seelen der
Nachkommen
Die Nachkommen der Kriegsgeneration, auch zweite und dritte
Generation genannt, haben unverarbeitete Scham- und Schuldgefühle
übertragen bekommen. Solche Gefühle will man abspalten, sie sollen
nicht zu einem gehören. Leider wirken sie trotzdem weiter – oft in
zerstörerischer Weise gegen andere, vielleicht noch häufiger gegen
sich selbst. Wie oft beobachtet die Psychoanalytikerin Elke Horn an
ihren PatientInnen eine massive »Selbstbehinderung im Leben«! Das
von Jan Lohl und Angela Moré herausgegebene Buch »Unbewusste
Erbschaften des Nationalsozialismus« wirft in sehr
unterschiedlichen Beiträgen einen vor allem psychoanalytischen,
aber auch sozialpsychologischen Blick auf die unbewussten
Erbschaften des Nationalsozialismus. Einen historischen Blick wirft
Hannes Heer, Leiter der ersten Wehrmachtsausstellung 1995, auf die
deutschen Geschichtsdebatten (Jenninger-Rede, Austellung
»Verbrechen der Wehrmacht«, Martin Walsers »Gewissen«,
Historikerstreit) und zeichnet diese Geschichtsdebatten als
Generationengespräch nach. Schnell zu verschlingen ist das Buch
nicht, man hat ziemlich zu kauen. Ein ergiebiges Buch.
Jan Lohl, Angela Moré (Hg.): Unbewusste Erbschaften des
Nationalsozialismus, Psychosozial-Verlag, 29,90 Euro
Christine Holch, www.chrismon.de
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