Rezension zu Warum Singen glücklich macht (PDF-E-Book)
Tina. Das Premium-Frauenmagazin am 7. Januar 2015
Rezension von Sabine Klink
Immer mehr Menschen zieht es in einen Chor
»Singen ist lachen in Zeitlupe«
Beim Trällern in der Gruppe wirkt ein besonderer Zauber. Experte
Gunter Kreutz kann ihn erklären
Text: Sabine Klink
Alle richten ihren Blick auf den Mann vor ihnen, warten dicht an
dicht darauf, dass er den Blick hebt und mit den Händen das
Zeichen zum Einsatz gibt, damit sie raus kann: die eigene Stimme,
um mit den anderen zusammen zu etwas Großem zu werden, den Raum zu
füllen. Mit Kraft, Sound, Rhythmus und Freude.
»Singen ist wie lachen in Zeitlupe«, sagt Musikwissenschaftler
Prof. Dr. Gunter Kreutz (50) von der Uni Oldenburg. Und dass Singen
Wohlgefühl auslöst, lässt sich biologisch erklären: »Wenn wir
singen, atmen wir dabei langsam aus. Das entspannt. Entsprechend
intensiv atmen wir wieder ein. Das aktiviert das
Herz-Kreislauf-System. Ein Wechsel von Beruhigung und Freude.«
Singen ist also auch noch gesund!
Das Allerbeste: Jeder kann es – ob unter der Dusche, beim
Spazierengehen oder Autofahren. Doch gibt es noch eine Steigerung:
das Singen in einem Chor. Immer wieder berichten Chormitglieder von
dem unbeschreiblichen Glück, das sie empfinden, wenn das
gemeinsame Ziel, ein Lied einzustimmen, am Ende tatsächlich
erreicht ist, wenn alles stimmt und klingt. Die einzelne Stimme
muss nicht perfekt sein, sie wird von der Gruppe getragen und wird
erst im Zusammenspiel stark und kraftvoll. »Da ist es auch egal, ob
die anderen mir vom Typ her ähneln, ähnliche Interessen haben –
das gemeinsame Singen verbindet und lässt mich meine Mitmenschen
viel positiver wahrnehmen«, so Kreutz. Auch dieses Phänomen kann
er wieder wissenschaftlich erklären: »Beim Singen im Chor
wird Oxytocin ausgeschüttet, dasselbe Hormon, das in der
Schwangerschaft und beim Milcheinschuss wirkt. Es fördert
Empathie, lässt uns einander verbunden fühlen, ohne dass wir uns
berühren müssen.« Wen das noch nicht überzeugt: Singen hält
jung und schützt nicht nur die Stimme vorm Einrosten. Gunter
Kreutz findet: »Eigentlich sollte jeder einen Platz im Chor haben.«
Gute Idee. Die Welt wäre dann wohl ein bessere.
Buch-Tipp
In seinem neuen Buch beschreibt Prof. Dr. Gunter Kreutz von der Uni
Oldenburg das Glück, das Menschen beim Singen spüren, und
erklärt bildhaft, woher es kommt. Das zu lesen macht auch schon
Spaß und Lust aufs Singen.
Warum Singen glücklich macht. Von Gunter Kreutz,
Psychosozial-Verlag, 16,90 €
www.wunderweib.de