Rezension zu Die Kunst, seelisches Wachstum zu fördern
Beratung Aktuell 4/2014
Rezension von Rudolf Sanders
Reinhard Plassmann (Hrsg.)
Die Kunst, seelisches Wachstum zu fördern. Transformationsprozesse
in der Psychotherapie
Menschen kommen in die Beratung oder Therapie, weil sie mit ihrem
persönlichen Wachstumsprozess ins Stocken geraten sind. Sie wissen
nicht weiter. Sie grübeln, drehen sich im Kreis oder haben die
Idee, sich aus dem Leben zu verabschieden. Was braucht es,
seelische Wachstumsvorgänge wieder anzuregen? Welchen Gesetzen
folgen diese? Auf alle Fälle finden sie körperlich statt, weil
die Aktivitäten des Gehirns den ganzen Körper einbeziehen. Sie
ereignen sich sowohl im Ratsuchenden, als im Berater oder der
Beraterin und in der Beziehung zwischen beiden. Darum geht es dem
Herausgeber, deutlich zu machen, dass es im Prozess geschieht.
Dieser ist begründet in der permanenten Neuorganisation
psychischer Inhalte durch die Arbeitsweise unseres Gehirns. Es ist
die Grundlage seiner Leistungsfähigkeit. Diese permanente
Reorganisation psychischer Inhalte, ihrer Ordnung, Einordnung,
Umordnung, Neuordnung wird hier mit dem Begriff Transformation
bezeichnet.
Dem Herausgeber ist es gelungen, renommierte Kolleginnen und
Kollegen zu gewinnen, um diesen Prozess aus verschiedenen
Gesichtspunkten zu beleuchten. Als Einstieg und Grundlage für
diesen Prozess wird die Bedeutung der sicheren Bindung als
notwendiges Fundament für ein gesundes körperliches, seelisches
und soziales Wachstum vorgestellt. Es folgen unter anderem
Beiträge zu ADHS, zur Analyse der Körperzelle oder zur Bedeutung
von EMDR. Sehr bedeutsam finde ich auch einen Beitrag zur Situation
im Gesundheitswesen, in welchem sehr kritisch angefragt wird, ob
hier noch überhaupt Zeit für Transformationsprozesse sei. Die
Krankenhausmedizin sei inzwischen zu einer Art getakteter
Fließbandbetrieb geworden und auch in Arztpraxen würden
medizinische Entscheidungen zunehmend ökonomischen statt
medizinischen Kriterien unterworfen. Man kann nachvollziehen, dass
der Autor dieses Beitrags Zweifel daran hat, ob überhaupt noch die
Kunst des Heilens, die ja immer nur zur Selbstheilung anregen kann,
in der Interaktion zwischen Arzt und Patient noch stattfinden
kann.
Das Buch bietet eine Fülle von Anregungen, sich seiner eigenen
Motivation und Kunst im Prozess der Begleitung von Patienten,
Klienten oder Ratsuchenden zu vergewissern.
Dr. Rudolf Sanders
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