Rezension zu Angst (PDF-E-Book)
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Rezension von Andreas G. Franke
Angelika Ebrecht-Laermann: Angst
Thema und Zielsetzung
Angelika Ebrecht-Laermann referiert im Rahmen der Reihe »Analyse
der Psyche und Psychotherapie« über Angst und erläutert
diesbezüglich zahlreiche Aspekte aus psychoanalytischer
Perspektive, indem sie die Werke Freuds referiert aber auch andere
namhafte Autoren einbezieht.
Autorin
Frau Prof. Dr. phil. habil. Dipl. Psych. Angelika Ebrecht-Laermann
wurde 1957 geboren und studierte Germanistik, Politikwissenschaft
und Psychologie an der Freien Universität (FU) Berlin. Sie ist
neben ihrer Tätigkeit als psychologische Psychotherapeutin als
psychologische Gutachterin tätig. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen
in den Bereichen Theoriegeschichte, Psychoanalyse, politische
Psychologie, feministische Theorie und kulturelle Anthropologie, in
denen sie zahlreiche Artikel und Buchbeiträge veröffentlicht
hat.
Entstehungshintergrund
Das Buch »Angst« ist im Rahmen der Reihe »Analyse der Psyche und
Psychotherapie« im Psychosozial-Verlag erschienen. Die Reihe
beschäftigt sich mit grundlegenden Konzepten und Begrifflichkeiten
der Psychoanalyse und stellt diese vor ihrem historischen
Hintergrund dar. Angelika Ebrecht-Laermann leistet zu dieser Reihe
einen kompetenten Beitrag.
Aufbau und Inhalt
Angelika Ebrecht-Laermann beginnt ihr Buch mit zwei Zitaten aus der
Bibel und von Sigmund Freud, um dann in der Einleitung über die
»Psychoanalytische Phänomenologie der Angst« zu referieren.
Das erste Kapitel äußert sich »Zur Theorie der Angst« und zeichnet
Freuds Theorien der Angst nach. In den einzelnen vier Unterkapiteln
folgt Ebrecht-Laermann den aufeinander folgenden Ausarbeitungen der
Theorie der Angst von Freuds über die Jahrzehnte. Sie beschäftigt
sich zuerst mit der Entwicklung der Angsttheorie Freuds beschäftigt
und nennt hier die Angst als Folge von Verdrängung, wobei sie schon
hier aufzeigt, dass Angst bei Freud im Verlauf der
Weiterentwicklung der Angsttheorie zunehmend »als Anzeichen und
Ausdruck von Beziehungsstörungen zu verstehen« ist.
Im anschließenden Unterkapitel über »Somatische und traumatische
Angst – Freuds erste und zweite Angsttheorie« illustriert
Ebrecht-Laermann und betont die außer-psychische Genese von Angst
und eine konsekutive innere Beschäftigung bzw. Bearbeitung damit.
Diese Angsttheorie wird von Freud schließlich abgelöst durch
Betonung und Ausarbeitung der inneren Beschäftigung und
Auseinandersetzung mit primär inneren (Spannungs-) Zuständen, was
die Autorin im folgenden Unterkapitel darlegt. Die Autorin folgt
schließlich Freuds Unterscheidung von neurotischer Angst und
Realangst, um sich im anschließenden vierten Unterkapitel
»Unbehagen als Über-Ich-Angst« und somit Freuds vierte Angsttheorie
vorzustellen. Den äußeren Bezug zu Regeln und Normen der
Gesellschaft bedenkt Freud in seiner vierten Theorie im Gegensatz
zu anderen Autoren seiner Zeit und gestaltet seine Angsttheorie
entsprechend.
Im Anschluss an die Ausarbeitungen Freuds als Zentrum der
Psychoanalyse greift Angelika Ebrecht-Laermann das Theoriegebäude
von Melanie Klein auf und beschreibt ihre psychoanalytischen
Ausarbeitungen über die Angst, die an die Ausarbeitungen Freuds
m.o.w. direkt anknüpfen. Hierbei streift die Autorin in wichtigen
und für das Verständnis der Angst bei Melanie Klein entscheidenden
Anteil ihre Theoriegebäude über die Angst hinaus. Über Melanie
Klein hinaus kommen die Ideen Hanna Segals zur Sprache, die die
Autorin in Zusammenhang mit der Angst und ihrer Symbolisierung
darstellt. Schon hier bedient sich Ebrecht-Laermann zur
Illustration Fallvignetten und macht dem Leser somit die
Ausarbeitungen Kleins verständlicher. Im Anschluss exzerpiert sie
kurz Winnicots Theorie des Übergangsraumes und die »Katastrophale
Zerstörung und Angst im Denken« Wilfred R. Bions, um schließlich
post-kleinianische Ansätze kurz anzureißen.
In der Folge arbeitet Ebrecht-Laermanndie die »Konzeption der Angst
in der Tradition psychoanalytisch orientierter Affekttheorien« aus.
In diesem Unterkapitel streift sie mehrere Autoren und
psychologische Strömungen (Ich-Psychologie, Selbst-Psychologie;
Kohut, Stern, Dorner, Jacobson, etc.) und kommt mit den von ihr
aufgegriffenen Strömungen und (deren) Protagonisten u.a. der
»modernen« Bindungs- und Säuglingsforschung nahe.
Schließlich beschäftigt sich Angelika Ebrecht-Laermann in der
zweiten Hälfte ihre Buches mit der »[Zur] Psychotherapie der
Angst«. Auf die Frage, welche Form der Angst überhaupt als
pathologisch und somit behandlungsbedürftig angesehen werden dürfe,
antwortet die Autorin selbst: »Meiner Meinung nach wird Angst dann
pathologisch, wenn sie eine feste Leerstelle bildet, die das
›Denken der Gedanken‹ hemmt, psychische Entwicklung verhindert und
damit auch jene Punktionen blockiert, die helfen, die unweigerlich
entstehende Angst immer wieder aufzulösen.« Bevor sie sich aber der
Psychotherapie widmet, ordnet Ebrecht-Laermann zunächst die bereits
aufgegriffenen psychoanalytischen Angstkonzepte der ICD-Nomenklatur
passend zu. Die sich hierbei ergebenden Schwierigkeiten greift sie
auf, um sie im Anschluss zu bearbeiten und (erneut) »Typologie der
Angstentwicklung« darzustellen.
Mit »Angst in Übertragung und Gegenübertragung« kommt die Autorin
endgültig zum therapeutischen Setting und spart auch »Angst und Mut
des Therapeuten« nicht aus. Dem psychotherapeutischen Setting
ordnet Ebrecht-Laermann verschiedene Kontexte zu wie die »Angst vor
dem Anfang«, »Angst vor Gewalt und Zerstörung«, »Angst vor der
Beziehung« sowie weitere Kontexte zu.
Angelika Ebrecht-Laermann beschließt ihre Betrachtungen der Angst
aus psychoanalytischer Perspektive mit einem Kapitel über »Die
Angst mit Sinn füllen«.
Zielgruppe
Das Buch richtet sich genau wie die anderen Bücher dieser Reihe
sowohl an Studierende aber vor allem an ausgebildete
Psychotherapeuten aller Schulen und solche, die sich in der
Ausbildung befinden. Vorkenntnisse der psychoanalytischen
Nomenklatur und Zusammenhänge sind für die Lektüre von Vorteil.
Diskussion und Fazit
Angelika Ebrecht-Laermann schildert versiert psychoanalytische
Erkenntnisse zur Angst und lässt neben Freud diverse weitere
Autoren zu Wort kommen. Zweifelsohne ist eine »endgültige« und
all-umfassende Darstellung der Angst aus psychoanalytischer
Perspektive ein schier heilloses Unterfangen, was Ebrecht-Laermann
allerdings versiert durch Eklektizismus löst und dabei den Blick
fürs Wesentliche nicht verliert. Ihre Schilderungen aus
psychotherapeutischen Sitzungen dienen der Illustration und
verleihen den psychoanalytisch-wissenschaftlichen Ausführungen ein
praktisches Antlitz.
Angelika Ebrecht-Laermann liefert dem Leser insgesamt handhabbare
theoretische als auch praktische (Er-) Kenntnisse über die Angst
und hat damit – wie auch schon ihre Vorgänger mit: Trauma (Hirsch),
Unbewusstes (Gödde & Buchholz), Perversion (Berner), etc. – einen
weiteren lesenswerten Beitrag zur Analyse der Psyche und
Psychotherapie geleistet.
Rezensent
Prof. Dr. med. et Dr. disc. pol. Andreas G. Franke
M.A. Professur für Medizin in Sozialer Arbeit, Bildung und
Erziehung Hochschule Neubrandenburg
Zitiervorschlag
Andreas G. Franke. Rezension vom 08.01.2015 zu: Angelika
Ebrecht-Laermann: Angst. Psychosozial-Verlag (Gießen) 2014. 140
Seiten. ISBN 978-3-8379-2250-9. In: socialnet Rezensionen, ISSN
2190-9245, http://www.socialnet.de/rezensionen/16573.php, Datum des
Zugriffs 23.01.2015.
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